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  • Kultur
  • Singspiel-Abend mit Studenten der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“

Die schöne Müllerin aus Berlin

  • Lesedauer: 3 Min.

Der 200. Todestag des Dessauer Literaten Wilhelm Müller gab Anlaß für eine dreitägige wissenschaftliche Konferenz in Berlin. In Erinnerung geblieben ist der Romantiker zuvörderst dadurch, daß Franz Schubert seine Verse komponierte. In den Zyklen „Die schöne Müllerin“ und „Die Winterreise“ hat der Österreicher sie unsterblich gemacht.

Der Berliner Komponist Reiher Bredemeyer entdeckte Müller für sich neu. Er sah in Ihm mehr “als einen Textliefe-' ranten für Schubert. Ihn berührten der kritische Ton der Müller-Lyrik, das Aufmucken gegen Philisterei und politische Restauration. Bredemeyer schrieb ohne Angst vor Schubert seine eigene „Schöne Müllerin“ als „monodramatische Szene für einen tiefen Müller und 8 Instrumentalisten“, auch seine eigene „Winterreise“ Im Kammermusiksaal des Berliner Schauspielhauses und im Foyer der Komischen Oper wurden sie vor einigen Jahren erfolgreich aus der Taufe ge-' hoben. Damals führten Enge und Beklommenheit der Situation in den letzten DDR-Jahren zu solcher musikalisch-szenischen Aktualisierung der Müller-Poesie. Heute ist das Beschäftigen mit dem ins romantische Lied eingesprengten Ton der Bitterkeit, des kritischen Aufbegehrens und auch Resignierens auf andere Weise aktuell.

Während der Konferenz gab es im Schauspielhaus die Schubert- und die Bredemeyer-Lieder, auch Texte Müllers, zu hören. Und ein Singspiel-Abend

Lafontaine, Schröder und Scharping sind stark! -Aber Gysi ist stärker! Eine bürgerliche Partei könnte keinen einzigen sozialistischen Verein, aber eine sozialistische Partei könnte täglich einen bürgerlichen Verein gründen.

Anfang Oktober gaben die demokratischen Sozialisten wieder einmal eine Kostprobe ihrer Vereinsmeierei. Bei der Gründung des Verbandes für Klein- und mittelständische Unternehmen muß es ziemlich kurios zugegangen sein, denn den bärtigen Dr. Markov (Vorsitzender der brandenburgischen PDS) hat man dort im Kostüm einer Hebamme beobachtet. Auf eine Hebamme konnte bei der Gründung des ostdeutschen Mittelstandes vor rund vier Jahren ebenfalls nicht verzichtet werden. Ich will die Gelegenheit nutzen und Brunhilde von der Treuhand dafür meinen aufrichtigsten Dank aussprechen.

Nur die altersschwachen Mittelständler aus den west-

im Kammermusiksaal kombinierte gar im Zeichen des Poeten italienischen mit berlinischem Singspielton. Müller hatte schließlich in Berlin studiert, war Gast im literarischmusikalischen Salon der Kinder des Geheimen Staatsrates Friedrich August von Staegemann, wo man die Geschichte von der schönen Müllerin als Stehgreifspiel aufführte. Ein Stück berlinischer Musikgeschichte war also auch im Spiel, als nun StudBriten' “der Berliner Musikhochschule „Hanns Eisler“ Giovanni Paisiellos komische Oper von der schönen Müllerin Racchelina und das ländliche Liederspiel „Rose, die Müllerin“ aufführten. Letzteres stammt von zwei preußischen Offizieren. Paisiellos Stück „La Molinara“ war 1793 erstmals im Berliner Schauspielhaus zu hören, wurde ein Hit und lieferte den Dilettanten im Staegemann-Salon für ihr Müllerinnen-Spiel das dramatische Gerüst.

Berliner Tradition wurde also bei dem jüngsten Singspielabend im Berliner Schauspielhaus großgeschrieben. Der Italiener Paisiello, dessen musikalischer Charme vor Jahren mit seiner Oper „Der Barbier von Sevilla“ in Walter Felsensteins Komischer Oper zu bewundern war, bewährte sich nun auch bei seiner „La Molinara“ Komponist Reiner Bredemeyer hatte sie für den Abend im Kammermusiksaal gestrafft und musikalisch pointiert zurechtgemacht, mit sinnfälligem Schubert-Bezug versehen. Dramaturg Gerhard Müller (mit dem Dessauer Literaten wohl kaum verwandt.

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