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Geht Umwelttechnik Rostock an Verleumdung ein?

  • CLAUDIA SCHREYER
  • Lesedauer: 3 Min.

Wird die MVU, die Mecklenburg-Vorpommern Umwelttechnologie GmbH mit Sitz in Rostock-Warnemünde, nicht mit einer Landesbürgschaft unterstützt, muß sie in absehbarer Zeit in Konkurs gehen. Rund 100 Arbeitsplätze und fünf Stellen für Auszubildende stehen auf dem Spiel.

Das an sich florierende Unternehmen war auf recht ungewöhnliche Weise in Zahlungsschwierigkeiten geraten. In einer Fernsehreportage Ende September wurden dem Hauptgläubiger der Firma, Holger Wieser, „erpresserischer Raub, schwerer Diebstahl und Hehlerei“ vorgewor-

fen und Verbindungen zur organisierten Kriminalität unterstellt. Der Hamburger Kaufmann weist die Vorwürfe als „vorsätzlich falsche Berichterstattung“ zurück, die „jeglicher Grundlage entbehrt und mit nichts belegt werden kann“ Es habe zu keinem Zeitpunkt eine Anzeige geschweige denn ein Ermittlungsverfahren gegen ihn gegeben. Mecklenburg-Vorpommerns Generalstaatsanwalt Prechtel bestätigt schriftlich, daß kein Ermittlungsverfahren gegen Holger Wieser bekannt sei und auch kein „Papier“ des Landeskriminalamtes vorliege, aus dem sich Verbindungen zur organisierten Kriminalität ableiten könnten. Auch beim General-

bundesanwalt hieß es auf Anfrage: „Keine Eintragung.“ Für Wieser war die „niederträchtige Verleumdungskampagne“ Anlaß, seine Millionenbürgschaft und erhebliche Darlehen aus der MVU zurückzuziehen.

Das Unternehmen, das 1991 von der damals 18jährigen Susann John gegründet wurde, erwirtschaftete bereits im ersten Jahr seines Bestehens Gewinne, auch 1994 wäre ein Umsatz in zweistelliger Millionenhöhe zu erwarten. „Es ist schmerzlich, daß ein gutgehendes Unternehmen wegen Verleumdung schließen muß“, sagt die Jungunternehmerin.

Wichtiger Partner des Unternehmens ist seit zwei Jah-

ren auch das Umweltministerium des Landes. Die MVU führt Aufträge im Bereich der Wasserwirtschaft (Küsten- und Wasserschutz) aus. „In der damaligen Ausschreibung war unter anderem die Übernahme von 50 Beschäftigten aus den aufgelösten staatlichen Ämtern für Umwelt und Naturschutz festgeschrieben, um geschultes und kundiges Personal zu gewährleisten“, sagt Ministeriumssprecherin Monika Effenberger. Die MVU war dazu bereit, obwohl dies keine unerhebliche Belastung darstellte, und mit dem besten Angebot erhielt die Firma den Zuschlag. „Die Verträge werden seither immer zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt“, so Effen-

berger. Auch seitens des Ministeriums bestehe deshalb großes Interesse, die Zusammenarbeit fortzuführen. Ein Weiterbestehen des Betriebes kann indes nur gesichert werden, wenn das Land bereit ist, für die ausgefallenen Kreditbürgschaften einzutreten. Das Wirtschaftsministerium erwägt, Landesbürgschaften bis zu 80 Prozent zu befürworten, der Rest sollte ohne weitere Sicherheiten von den Banken getragen werden. Zunächst müßte zur Überwindung der akuten Liquiditätskrise über die Hausbank auch so schnell wie möglich eine Übergangsfinanzierung geregelt werden. Denn sonst wäre die Abwicklung der laufenden Verträge gefährdet.

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