Soziosponsoring heißt eine neue Zauberformel im Firmen-Marketing, die sich nicht zuletzt auch steuerlich auszahlt
Almosen, Spenden, Benefiz. Alle Jahre wieder zur Weihnachtszeit scheint Geben seliger denn Nehmen zu sein. Firmen fragen beim Berliner Jugendsenat an, welche Kita noch mit einem Spielplatz bedacht werden könnte. Die Initiative, die sich um Straßenkinder auf Madagaskar kümmert, erhält einen kleinen Scheck. Jungen und Mädchen aus Tschernobyl bekommen die Chance, ihre Leukämie behandeln zu lassen
Das alles dank dem Fiskus und gewiß auch wegen der Moral. Die auf diesem Wege zur Erfüllung langgehegter Wünsche gelangen, muß das nicht interessieren. Wenn auch dauerhafte Unterstützung vorteilhafter wäre. Soziosponsoring heißt die neue Zauberformel. In den USA, den Niederlanden oder Großbritannien ist sie bereits Alltag. In der Bundesrepublik existieren jedoch vielfach Berührungsängste beim Sponsern sozio-kultureller Projekte. So sind laut Angaben des Sponsoring-Experten Prof. Dr Manfred Bruhn 1992 bei einem Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden DM allein 1 bis 1,2 Mrd. für Sportförderung aus-
gegeben wurden. Der kulturelle Bereich wurde dagegen mit nur 200 bis 400 Mio DM gesponsert, auf den sozialen und Umweltbereich entfielen lediglich 50 bis 100 Mio DM. Ein Trend, der bei einem auf ca. 2,5 Mrd. DM anwachsenden Gesamtetat bis 1995 im wesentlichen anhalten werde.
Während also jeder mittlere Bauunternehmer in Kleinklekkersdorf einen Fußballverein fördert, hängen Projekte, die sich Tabu-Themen verpflichtet fühlen, am Tropf der öffentlichen Hand. „Wir wollten keinesfalls den Staat aus seiner Verantwortung entlassen, sondern zusätzliche Unterstützung leisten“, so Sylvia Diemel, PR-Chefin der Berliner Aktiengesellschaft für Prozeßsteuerungs- und Informationssysteme (PSI).
Partner von PSI wurde vor drei Jahren die Berliner Aids-Hilfe. Nicht ohne über Bedenken und Ängste der Betroffenen diskutiert zu haben, die eine Einflußnahme der Firma auf Projekte fürchteten. „Mit altruistischem Mäzenatentum hat das nichts zu tun“, sagt die PR-Chefin. PSI (650 Mitarbeiter, Jahresumsatz über 100
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