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  • Kultur
  • Vor 20 Jahren starb der Dirigent Helmut Koch

Alter und neuer Musik verbunden

  • Lesedauer: 2 Min.

Der große, schlanke Mann am Dirigentenpult vor Chören, vor Orchestern war in der DDR eine populäre Erscheinung. Und in der Musikwelt hatte sein Name einen guten Klang. Helmut Koch, Chefdirigent des Berliner Rundfunks, kam aus der Schule Fritz Lehmanns, Hermann Scherchens. Als junger Mann engagierte er sich, wie sein Lehrer, für Musik und Politik. Dazu kam die Vorliebe für Gesang als Ausdruck von Haltung und Gesinnung. So stand er nicht zufällig zunächst am Dirigentenpult von Arbeiterchören. Nach dem zweiten Weltkrieg begann in der DDR seine große Karriere. Unter seiner Leitung wurden die von ihm gegründete Solistenverei-

nigung, der Große Chor des Berliner Rundfunks zu Spitzenensembles. Auch die Neugründung der Berliner Singakademie unter der Schirmherrschaft der Deutschen Staatsoper war sein Werk. Zuvor war er auch der Gründer des international hochgeschätzten Kammerorchesters Berlin.

Untrennbar ist sein Wirken mit der sich in der DDR entwickelnden Händel-Renaissance verbunden. Kochs Aufführungen der großen Händel-Oratorien mit Chören und dem Orchester des Berliner Rundfunks bei den jährlichen Händel-Festspielen in Halle wurden zur Institution. Zahlreiche Schallplattenproduktionen

hielten den Furor, den dramatischen Fluß seiner Interpretationen lebendig. Aber auch der Oper des Halleschen Meisters widmete er sich.

Neben Händel und, nicht minder überzeugend, Bach, galt sein Interesse vor allem auch der frühen Klassik. Daß Koch mit seinen Ensembles auch neuer Musik seiner Tage den Weg in die Konzertsäle öffnete, verstand sich bei der Universalität seines Musikdenkens von selbst. Helmut Koch hat die Musikkultur der DDR prägen helfen. Sein Wirken gehört sicher nicht zum geringsten Erbe deutscher Musikkultur in Haltung und Kunstideal.

HANS JÜRGEN SCHARFER

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