Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

  • Kultur
  • Vor 20 Jahren starb der Dirigent Helmut Koch

Alter und neuer Musik verbunden

  • Lesedauer: 2 Min.

Der große, schlanke Mann am Dirigentenpult vor Chören, vor Orchestern war in der DDR eine populäre Erscheinung. Und in der Musikwelt hatte sein Name einen guten Klang. Helmut Koch, Chefdirigent des Berliner Rundfunks, kam aus der Schule Fritz Lehmanns, Hermann Scherchens. Als junger Mann engagierte er sich, wie sein Lehrer, für Musik und Politik. Dazu kam die Vorliebe für Gesang als Ausdruck von Haltung und Gesinnung. So stand er nicht zufällig zunächst am Dirigentenpult von Arbeiterchören. Nach dem zweiten Weltkrieg begann in der DDR seine große Karriere. Unter seiner Leitung wurden die von ihm gegründete Solistenverei-

nigung, der Große Chor des Berliner Rundfunks zu Spitzenensembles. Auch die Neugründung der Berliner Singakademie unter der Schirmherrschaft der Deutschen Staatsoper war sein Werk. Zuvor war er auch der Gründer des international hochgeschätzten Kammerorchesters Berlin.

Untrennbar ist sein Wirken mit der sich in der DDR entwickelnden Händel-Renaissance verbunden. Kochs Aufführungen der großen Händel-Oratorien mit Chören und dem Orchester des Berliner Rundfunks bei den jährlichen Händel-Festspielen in Halle wurden zur Institution. Zahlreiche Schallplattenproduktionen

hielten den Furor, den dramatischen Fluß seiner Interpretationen lebendig. Aber auch der Oper des Halleschen Meisters widmete er sich.

Neben Händel und, nicht minder überzeugend, Bach, galt sein Interesse vor allem auch der frühen Klassik. Daß Koch mit seinen Ensembles auch neuer Musik seiner Tage den Weg in die Konzertsäle öffnete, verstand sich bei der Universalität seines Musikdenkens von selbst. Helmut Koch hat die Musikkultur der DDR prägen helfen. Sein Wirken gehört sicher nicht zum geringsten Erbe deutscher Musikkultur in Haltung und Kunstideal.

HANS JÜRGEN SCHARFER

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.