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  • Kultur
  • Zum Tode von Regisseur Wolfgang Luderer

Pionier einer neuen Kunst

  • Peter Hof
  • Lesedauer: 3 Min.

Im siebzigsten Lebensjahr starb der Fernsehregisseur Wolfgang Luderer am 2. März an den Folgen eines Unfalls. Mitte der fünfziger Jahre gehörte er zu den jungen Leuten, die in Berlin-Adlershof mit Phantasie, Mut und schöpferischer Energie eine neue Kunst aus der Taufe hoben, die heute aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist: den Fernsehfilm. Weit über hundert Inszenierungen hat er in mehr als vierzig Schaffensjahren zur Sendung gebracht. Zu seinen Publikumserfolgen zählte beim DDR-Fernsehen die Serie „Zur See“, für das ZDF. drehte er die ersten Serienstaffeln von „Der Landarzt“ und von „Forsthaus Falkenau“

Der aus einer Künstlerfamilie stammende Wolfgang Luderer - sein Vater war am Deutschen Nationaltheater Weimar tätig - kam als junger Offizier der Hitler-Wehrmacht in Kurland in sowjetische Kriegsgefangenschaft und baute hier ein Lagertheater auf. Zu den später prominenten „Ensemblemitgliedern“ zählten der Regisseur und Autor Rudi Kurz und der Tenor Martin Ritzmann. Seine ersten professionellen künstlerischen Erfahrungen sammelte Luderer als Regieassistent am Weimarer Theater und bei der DEFA, unter anderem als Assistent von Arthur Pohl bei dem hi-

storischen Spielfilm „Die Unbesiegbaren“.

Die erhofften selbständigen Regieaufgaben blieben in Babelsberg jedoch aus, und so folgte .er zusammen mit dem Szenenbildner Heinz Zeise seinem Freund Hans Müncheberg zum damals noch im Aufbau befindlichen Fernsehfunk. Der Regisseur erprobte mit der Live-Inszenierung von Lessings Lustspiel „Der junge Gelehrte“ 1954 für sich die künstlerischen Möglichkeiten des neuen Mediums Fernsehen.

Mit dem Dokumentarspiel „Der Tod von La Morgaine“ und dem Fernsehfilm „Der verschenkte Leutnant“ nach einer Erzählung von Friedrich Wolf begründeten Luderer (Regie), Müncheberg (Buch) und Zeise (Szenenbild) erfolgreich die filmische Erzählweise im Fernsehen. Der Wolf-Film wurde jedoch zuerst einmal „auf Eis gelegt“ und nach der Erstsendung am 6. September 1955 nicht wiederholt - die pazifistische Haltung dieses Films, in dem sich deutsche und französische Soldaten während des ersten Weltkrieges gegen die Offiziere verbünden, erregte bei der „Führung“ Mißfallen.

Wolfgang Luderer wurde einer der produktivsten und innovationsfreudigsten Regisseure des Adlershofer Studios. Er arbeitete in den fünfziger

bis siebziger Jahren mit Karl-Friedrich Kaul an der Dokumentarspielreihe „Fernsehpitaval“, inszenierte Problemstücke wie Sakowskis „Eine Nacht und kein Morgen“, drehte in den siebziger Jahren die Fernsehadaption von Fontanes „Effi Briest“ mit Angelica Domröse und Horst Schulze - er war nicht auf ein Genre oder ein Themenfeld festzulegen. Mit „Die lieben Mitmenschen“ schuf er 1972 eine der ersten Alltagsserien des DDR-Fernsehens.

Während der Dreharbeiten zu seinem größten Erfolg, der Serie „Zur See“, kam es zu Auseinandersetzungen mit der Leitung des Fernsehens. Politische Borniertheit und wenig kultivierter Umgang mit den Mitarbeitern, wie er sich im Fernsehen zunehmend etablierte, brachten Luderer dazu, das Studio, das er selbst mit aufgebaut hatte, zu verlassen.

Er arbeitete fortan in der Bundesrepublik. Eine seiner letzten Arbeiten, schon nach der politischen Wende, war „Das Haus“ mit Inge Meysel, ein Fernsehfilm, der die vereinigten Deutschen zur Toleranz mahnte; ein Unterhaltungsfilm, der eine humanistische „Botschaft“ zu vermitteln hatte, wie alle Arbeiten Wolfgang Luderers.

PETER HOFF

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