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Wo kommen die Löcher in MIR her?

Fotos aus US-Raumfähre zeigen Schäden am russischen Orbitalkomplex

  • Lesedauer: 3 Min.

Auf den mehr als 400 Fotos, die von der Besatzung der amerikanischen Raumfähre Discovery während der Annäherung an den russischen Orbitalkomplex MIR am 6. Februar angefertigt wurden, sind deutlich zwei größere Löcher zu erkennen. Das belegte die US-Wochenzeitung Space News in ihrer ersten April-Ausgabe mit einer Aufnahme. Beide Beschädigungen befinden sich an Solarzellenauslegern; die eine an dem 1986 gestarteten Basismodul MIR, die andere an dem 1990 angekoppelten Laboratorium Kristall. Solche Ereignisse sind keineswegs selten. So riß 1991 ein kleines Trümmerstück ein gut 5 cm großes Loch in den rechten Flügel eines Space Shuttle.

Einige NASA-Experten vermuten, daß die Schäden an MIR durch die Perseiden verursacht wurden, einen periodischen Meteorstrom, der im August 1993 ein Maximum von

40 Meteoren je Stunde erreichte. Andere führen die Löcher auf Trümmer zurück, die bei der Explosion von Raketenendstufen entstanden. Übereinstimmung besteht jedoch darüber, daß es sich um keine unvorhersehbaren und schwerwiegenden Schäden handelt. Modellrechnungen ergaben nämlich, daß eine Raumstation von den Abmessungen der MIR bei einer Betriebsdauer von 10 Jahren mit zwei gefährlichen Treffern rechnen muß; bei 30 Jahren sogar mit sechs katastrophalen Kollisionen. Für mögliche Havarien wurde international eine Vier-Klassen-Einteilung vorgenommen: „Katastrophal“

- Verlust von Menschenleben, Ausfall des Raumflugkörpers und Gefährdung der Umwelt. „Kritisch“ - Schädigung der Gesundheit und Gefährdung der Missionsziele. „Bedeutend“

- Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit und des Flugablaufs. „Unbedeutend“ - Feh-

lerbeseitigung und Missionsfortsetzung.

Die Löcher in zwei der insgesamt elf Solarzellenausleger von MIR minderten lediglich die ohnehin schon begrenzte Bordenergieversorgung. Da jedoch noch in diesem Jahr zwei Anbaumodule mit drei „Sonnenpaddeln“ starten sollen -Spektr im Mai und Priroda im August - ist nicht einmal ein Auswechseln der beschädigten Solarzellen notwendig.

Dennoch machen 'die Schäden an MIR die Gefahren deutlich, die der ständigen internationalen Raumstation R-AL-PHA drohen, die ab 1997 aufgebaut wird. Immerhin kreisen inzwischen etwa 25 000 Trümmerteile um die Erde, die größer als 1 cm sind. Die drei Hauptgürtel verlaufen in Höhen von 35 000 bis 36 000 km, 900 bis 1100 km und 200 bis 400 km. Die Operationszone von MIR und der Space-Shuttle-Flotte zwischen 400 und 600

km ist relativ geringer betroffen. Die größte Gefahr liegt in der enormen Geschwindigkeit des Weltraumschrotts, die im Mittel mit 8000 m/sec das Zehnfache einer Gewehrkugel beträgt.

Das Risiko eines Treffers hängt auch von der Stabilisierung einer Raumstation in ihrer Umlaufbahn ab. Da die größte Gefahr für einen zylindrischen Körper von schräg von vorn auftreffenden „Geschossen“ droht, ist eine Lage quer zur Flugrichtung günstiger als längs oder gar hochgerichet. Computerberechnungen ergaben, daß ein passives „Schutzschild“ - zwei Wandungen mit Zwischenraum gegen Trümmer mit einer größeren Masse als 1 g wegen der Gewichtszunahme nicht realistisch ist. Schon der „Mantel“ des amerikanischen Himmelslaboratoriums Skylab gegen Partikel von nur 0,01 g hatte eine Masse von 300 kg.

HORST HOFFMANN

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