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  • Kultur
  • Trevor Pinnock und sein Ensemble im Berliner Schauspielhaus

Fröhlicher Umtrunk im Konzertsaal

  • Lesedauer: 3 Min.

Er selbst scheint Musik zu sein - Spiel und Gesang verströmen Lebensfreude und Freundlichkeit, die er am Cembalo souverän agierend inspiriert: Trevor Pinnock ist Gleicher unter Gleichen an der Spitze des von ihm gegründeten und geleiteten The English Goncert Chöif anä Orchestral Es ist musikantische Kommunikation von höchst artistischem Rang, die Pinnock und seine britischen Musiker praktizieren. Nie kühl und abstrakt, sondern liebevoll, freundlich, beseelt. Daher wirkt ihr Konzertieren menschlich, gibt „alter“ Musik im Sound historischer Instrumente einen gegenwärtigen Touch.

Das Gastkonzert mit Henry Purcells Bühnenmusik zu „King Arthur or The British Worthy“ im Berliner Konzerthaus war ein unvergeßliches Erlebnis. Denn pralle Vitalität und Humor, das britisch Besondere, teilten sich in Purcells Musik an diesem Abend aufs schönste und unterhaltsamste mit. Purcell ist bei seiner Komposition zum Drama von John Dryden, eine Adaption der Artus-Sage, rech't kühn vorge-

gangen. Er veränderte einfach die Szenenfolge so, daß Musik sich ausbreiten konnte zu einer Semi Opera mit Soli, Chören und Instrumentalstücken. Sie führt nun durchaus ein Eigenleben, überrascht mit einer Fülle an.wunderschönen,..oft eng dem englischen Volkslied verbundenen Melodien, kunstvollen Gesängen, solistischen Ensembles und variablen Orchestersätzen. So bleibt die Story vom siegreichen Kampf des englischen Königs Arthur gegen die Sachsen schadlos im Hintergrund. Musik erwächst aus dem reizvollen Wirken der zur Hilfe bemühten Geister beider Parteien: Zauber und Gegenzauber bieten Gelegenheit zu Arien, Duetten, Terzetten und Chören. Sie setzt im letzten Akt den klingenden Schlußpunkt mit einer fröhlich-selbstbewußten Huldigung Britanniens.

Erstaunlich an der Aufführung durch Pinnock und sein Ensembles war die Leichtigkeit, die hintergründige Ironie, mit der man sich einem ernsten Thema zuwandte. Die Briten gehen offenbar weitaus lockerer mit ihrer Klassik um

als wir Deutschen. Sie können es auch, denn sie verfügen ohne Zweifel über ein ungebrocheneres nationales Selbstbewußtsein, frei von nationalistischen Verspannungen. Dies war deutlich herauszuhören und machte das Vergnügen aus:

Öas ganz eigene Fluidum Purcellscher Musik wurde herbeigezaubert. Erlesene Gesangskunst, virtuos und voller Ausdruckskraft gestalteten die Solisten. Drei Soprane: Nancy Argenta, Linda Perillo, Lorna Anderson, zwei Tenöre: Peter Evons, Paul Agnew, zwei Bässe: Brian Bannatyne Scott, Richard Lloyd Morgan. Sparsame Kostümierung und choreographische Arrangements sorgten zudem noch für Schauvergnügen. Ein Höhepunkt die deftige Erntefeier der Bauern mit Lied, Tanz und Bierflaschen. Als Zugabe wurde das noch ausgelassener wiederholt. Das Publikum jauchzte vor Begeisterung, hatte sein Vergnügen an dieser frischen musikantischen Darbietung. Die zwei Stunden vergingen wie im Fluge.

LIESEL MARKOWSKI

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