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  • In den USA werden immer mehr alte Leute ausgesetzt

Oma, so lieb

FRITZ FIEHLER

  • Lesedauer: 2 Min.

Der moderne Volksmund wurde längst amerikanisiert: Super! Bringen wir uns auf den neuesten Stand: Granny dumping.

Dies meint: Aussetzen alter Leute, frei übersetzt: „Oma auf den Müll.“ Natürlich geht's auch mit dem Opa. Altlastenentsorgung auf US-amerikanisch.

Sozialpsychologen aus New York veröffentlichten gemeinsam mit der US-Rentnervereinigung eine Studie, in der vor einer alarmierende Konjunktur dieses Gesellschaftsspiels gewarnt wird. Die Sache selbst ist einfach: Der alte Mensch (am günstigsten ist, wenn er die Alzheimer-Krankheit hat) wird ins Auto geladen, weit genug gefahren und auf einer Raststätte oder an einer Tankstelle „vergessen“. In den USA sind 80- bis 85jährige die am schnell-

sten wachsende demographische Gruppe. 70 000 alte Menschen werden nach Schätzungen in den USA von Familienmitgliedern ausgesetzt.

Deutsche Entrüstung wäre unangebracht: Unser soziales System sorgt „nur“ dafür, daß viele von den Kindern Verstoßene in Pflegeheimen vor sich hindämmern. Granny Dumping hinter der Fassade - obwohl die Sommertests mit Haustieren auch uns Deutschen Mut machen, sehr direkt familiäre Ausdünnung zu betreiben.

Aber vielleicht ist besser, was die Japaner tun - merken wir uns ein weiteres Zeitwort: Rent-a-Family. Für entsprechende Gage ersetzen Schauspieler, in Psychologie geschult, die gut verdienenden Sprößlinge, die keine Zeit haben, ihre Eltern im Altenheim zu besuchen. Super!

HANS-DIETER SCHUTT

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