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  • Tudjman ehrt einen von Den Haag angeklagten Mörder

Der Mann des Präsidenten

  • Frank Wehner
  • Lesedauer: 2 Min.

Leider kam Tudjman etwas spät mit der Beförderung des Generals Blaskic. Denn der auf der Bosnienkonferenz vereinbarte Ausbau der kroatisch-moslemischen Föderation hätte damit erst den rechten Schliff bekommen. Ausgerechnet ein vom Tribunal in Den Haag angeklagter Moslemschlächter wird Armeeinspekteur. Ein höherer Posten, um ihn zu ehren, ließ sich schwerlich finden. Höchstens der des Kriegsministers, doch auf diesem Sessel sitzt bereits ein Kriegsverbrecher.

Es geht nicht nur um Übergriffe, die der General geduldet hat. Systematisch wurde 1993 Zentralbosnien gesäubert. Ganze Familien wurden verbrannt oder durch Genickschuß hingerichtet.

Die Roben in Den Haag werden freilich vergeblich

darauf warten, daß Blaskic erscheint. Doch immerhin: Sie haben nachgewiesen, daß nicht nur Serben Unholde sind, sondern auch Militärs eines Landes, das sich der NATO-Gunst erfreut. Zwar war das auch schon 1992 aus Berichten von Helsinki watch zu erfahren, doch diese wurden kaum beachtet. Jetzt aber ist es etwas schwerer, das zu übersehen.

Zugleich ist der Aufstieg des Generals ein passender Kommentar zu den Erklärungen Zagrebs, die Untaten in der Krajina seien das Werk von Einzeltätern. Der Präsident persönlich hat nunmehr bestätigt, daß solche Leute sich in seinem Wohlwollen sonnen. Und sollte Karadzic je auf die Anklagebank geraten, wäre es angebracht, auch einen Platz für Tudjman zu reservieren. Er wäre eine echte Attraktion in seiner weißen Mars challsuniform.

FRANK WEHNER

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