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Warum der Thron sein „h“ behält

Einspruchsfrist für die Rechtschreibreform lief am Dienstag ab

  • Lesedauer: 2 Min.

High Noon für die deutsche Rechtschreibreform: An gestrigen Dienstag, Punkt 12.00 Uhr mittags, endete die Einspruchsfrist der Länder für das umstrittene Reformwerk.

Die Ministerpräsidenten der Länder hatten in den vergangenen Monaten alles getan, um im öffentlichen Disput um das Reformwerk die Lufthoheit über die Stammtische zu gewinnen. Denn statt nach zehn Verhandlungsjahren mit Österreich und der Schweiz nur noch die Unterschrift unter das mehrfach abgestimmte Papier zu setzen, erfanden sie vor laufenden Fernsehkameras gar die schauerlichsten Beispiele,

die von den Experten gar nicht gewollt waren. So glänzte Heide Simonis mit einem „Scheff“ statt „Chef Und Edmund Stoiber setzte mit der Wortschöpfung „Koboi“ statt „Cowboy“ einen drauf. Auch die „Filosofie“, die immer wieder durch die Medien geisterte, war bereits in einer frühen Phase der Reform zu den Akten gelegt worden.

Ohnehin zeigt sich das Reformwerk bei näherem Hinsehen maßvoller als oft dargestellt. Nur 185 der insgesamt 12 000 Wörter des Grundwortschatzes werden geändert. So behält der Thron erneut sein „h“ 1901 - bei der

letzten Reform - als man Thür und Thor das „h“ nahm, war der Kaiser dagegen. Diesmal sträubten sich die Landesfürsten.

Gibt es wirklich keinen Einspruch mehr, soll im Sommer in einem Staatsvertrag mit den Nachbarländern das Reformwerk besiegelt werden. Gültig sind dann die neuen Regelungen ab 1. August 1998. Nach dem Willen der Kultusminister sollen in den Schulheften bis Mitte des Jahres 2005 die bisherigen Schreibweisen nicht als falsch, sondern als überholt gekennzeichnet werden.

dpa/ND

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