Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Schulangst muß nicht sein

Charlottenburg: Kant-Schule sucht nach Ausweg Von Cornelia Scholz

  • Lesedauer: 2 Min.

Heute ist erster Ferientag für 400 000 Berliner Schüler Grund zur Freude. Sonst prägt nicht selten Angst den Schulalltag.

«Oh Mann«, stöhnte der 13jährige Andreas S. noch vor ein paar Tagen, »wenn ich an die Zeugnisse denke, wird mir ganz schlecht«. Angst vor den Klassenarbeiten, Prügel der Mitschüler, schlechte Noten, das Präsentierenmüssen der Zeugnisse vor den Eltern machen den Schultag für manchen nicht gerade an-

genehm. Dabei hängt der Grad der Angst in hohem Maße davon ab, zu welchem Geschlecht, welcher sozialen Schicht ein Schüler/ eine Schülerin gehört. So reagieren z.B. Realschüler und Gymnasiasten ängstlicher als Hauptschüler, Mädchen ängstlicher als Jungen.

»Schüler von Ganztagsschulen«, so der Schulforscher Rolf Langenheine, seien »angstfreier als Schüler von Schulen mit ungeteiltem Vormittagsunterricht«. Besonders die Hausaufgabenstunden und die Kerngruppen seien ein wesentlicher Punkt, um Schulangst schon im Keim zu ersticken, so der stellvertretende Schulleiter Wolf Motzko von der Privaten Kant-

Schule, einer Ganztagsschule in Charlottenburg. Die Schüler gehen streßfrei heim, können sich dort mehr ihren Hobbys widmen. »Eigenes Lernen können diese Stunden natürlich nicht ganz ersetzen«, ergänzt Schulleiter Edgar Spannenkrebs. Da die Lehrer häufig die Stelle der Eltern übernehmen, wenden sich die Kinder auch mit außerschulischen Problemen an ihre Kerngruppenleiter, was ein Vertrauensverhältnis schafft.

Die Pädagogen der Kant-Schule suchen den Dialog zwischen Eltern und Schule durch ein Schülerbuch, das die Schüler ihren Eltern zum Abzeichnen geben. Auch wird das persönliche Gespräch mit Schülern oder Eltern gesucht, um vorzeitig schulische Probleme zu beseitigen. Bedingt durch die geringe Zahl von 200 Schülern, kennen die Lehrer die Schüler zumindest vom Namen her, so daß ein ermahnendes Gespräch weniger anonym verläuft. »Deswegen«, so Lehrerin Dr. Irmgard Ehlers, »ist die Hemmschwelle zur Gewalt auch sehr hoch«.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal