Mit Vollgas prima Sprit sparen
Benzinverbrauch »Ökolomisches Fahren« - ein Jedermanns-Beitrag zum Klimaschutz Von Ulrike Bock
Immer wieder ertönt der Ruf nach dem technisch ausgereiften und bezahlbaren Drei-Liter-Auto. Dabei wird oft vergessen: Allein mit Fahrtechnik wäre bei den heutigen Modellen der Benzinverbrauch bis zu 40 Prozent zu reduzieren.
Schon heute könnte jeder Kraftfahrer mit seinem Fahrverhalten den Benzinverbrauch, die Abgase und den Lärm deutlich vermindern. Peter Koch, Geschäftsführer des Verkehrssicherheitszentrums Veitheim in der Schweiz, nennt diese neue Fahrphilosophie »ökolomisch«, denn sie verbindet Ökonomie mit Ökologie. Und sie funktioniert mit allen getesteten Kraftfahrzeugmodeüen.
Das wichtigste Prinzip des ökolomischen Fahrens erscheint auf den ersten Blick paradox: mit Vollgas Sprit sparen.
»Wählen Sie mit fast durchgetretenem Gaspedal bei niedriger Drehzahl immer den höchstmöglichen Gang«, rät Peter Koch. Auch im 5. Gang könne man von 50 auf 80 km/h beschleunigen, ohne den Verkehrsfluß zu stören. Dabei spart man rund 20 Prozent Treibstoff.
Diplom-Ingenieur Dag-Arnulf Schlaf von der Volkswagen AG in Wolfsburg bestätigt das und läßt vermeintliche Gegenargumente wie »erhöhter Verschleiß« oder »zu hohe Lagerdrücke bei niedriger Drehzahl« nicht gelten: »Unsere Motoren sind hinsichtlich der Lager so ausgelegt, daß man ständig Vollgas bei 1000 Umdrehungen pro Minute fahren könnte«.
Doch diese Tatsachen sind in der breiten Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Die Stuttgarter Firma Ecodrive hat dieses Defizit als Marktlücke entdeckt. Sie bietet - bislang einmalig in Deutschland - Tageskurse für Führerscheinbesitzer zum Erlernen der umweltfreundlichen Fahrtechnik an. Wer die Tips konsequent anwendet, verbraucht bis zu 42 Prozent weniger Kraftstoff. Der Verkehrsclub
Deutschland (VCD) will diese Kurse zusammen mit Ecodrive auch in anderen Städten etablieren.
Das sind die wichtigsten Tips dazu:
-Möglichst frühzeitig (ab 2000 U/min) in den nächsthöheren Gang schalten. Ab Tempo 50 im höchsten Gang fahren.
-Beim Anlassen kein Gas geben.
-Harte, mit maximalem Druck aufgeblasene Reifen verringern die Rollreibung und damit den Verbrauch, tragen zur Fahrsicherheit bei und verschleißen zudem nicht so schnell.
-Motor warmfahren, nicht warmlaufen lassen.
-Stop and Go vermeiden, da jedes Anfahren Energie kostet.
Dachgepäckträger erhöhen den Luftwiderstand und damit den Benzinverbrauch erheblich. Bei 120 km/h schlägt das mit einem Mehrverbrauch von über 2 Liter pro 100 km zu Buche.
Damit sich die Tips für Umwelt und Geldbeutel auszahlen, müssen sie in Fleisch und Blut übergehen. Viele Fahrschulen haben sie deshalb in ihren Anfänger-Unterricht aufgenommen. Ab Mitte 1997 werden Öko-Fragen auch in der Führerscheinprüfung mitentscheiden.
Natürlich lassen sich die Verkehrsprobleme nicht allein mit dem individuellen Fahrstil lösen. Willi Loose vom Öko-Institut in Freiburg im Breisgau hält ökolomisches Fahren zwar prinzipiell für eine gute Sache, aber Geschwindigkeitsbegrenzungen, das Umsteigen auf kleinere Fahrzeuge oder öffentliche Verkehrsmittel seien mindestens ebenso wichtig.
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