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Morgenspinne

  • Helfried Liebsch
  • Lesedauer: 2 Min.

Scharpings Idee, sich Montag morgen vorm ehemaligen Werk für Fernsehelektronik Berlin aufzubauen, war überwältigend. Jedenfalls war der SPD-Fraktionsvorsitzende überwältigt von dem Mißvergnügen, mit dem er zur Kenntnis genommen wurde. Größer noch der Verdruß, als er Minuten später vor dem TRO auftauchte. Hier fällt zum Jahresende der Hammer. Nähert sich die Stimmung Ost der Lage an?

Nicht einmal Spinne am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen - in dem einstigen Industriegebiet Oberschöneweide waren zu DDR-Zeiten 30 000 Menschen in Lohn und Brot, nur ein Zehntel blieb. Wer arbeiten darf, ist ein Glückspilz wie hätten die Pechvögel auf dem Arbeitsamt den Fraktionschef begrüßt?

Immerhin dürfte sich gestern beim »Aktionstag« der SPD, der dazu diente, eine Halbzeitbilanz der Bundestagsfraktion unters Volk zu streuen, hier und da ein wenig mehr Realismus der Abgeordneten eingestellt haben. Zumindest im Osten, wo Hunderttausende von Arbeitsplätze fehlen - und der Abbau der Jobs fortschreitet. Von einer »Aufholjagd« der neuen Länder redet keiner mehr. Viel spricht für eine Vergrößerung des West-Ost-Abstands im nächsten Jahr.

Nach dem womöglich heilsamen Schreck in der Morgenstunde jedenfalls konnten sich die Abgeordneten zu späterer Stunde wieder entspannt zurücklehnen. Der politische SPD-Alltag hatte sie wieder. Kanzlerkandidaten-Spinne am Abend, erquickend und labend.

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