- Politik
- Rockgruppe Pearl Jam in der Berliner Deutschlandhalle
Umjubelte Antistars
ls Pearl Jam im Sommer 1995 in der Berliner Waldbühne als Begleitband für Neil Young spielte, sah sie neben dem 50jährigen kanadischen Hünen aus wie eine Schülerband. Am Sonntag trat nun die amerikanische Supergruppe der 90er Jahre im Rahmen ihrer zwei Auftritte in der Bundesrepublik (Berlin und Hamburg) in der Deutschlandhalle Berlins auf und gab ein umju-
Konzert
Pearl Jam spielte ihren harten Rock mit der ihr eigenen massenwirksamer Emotionalität. Von Anfang bis Ende des
Konzerts hatte die Band das Publikum voll im Griff- es wurde ausgiebig getanzt, bei manchen Liedern mitgesungen und mitgeklatscht, immer wieder frenetisch gejubelt, Hemden flogen auf die Bühne. Fast ununterbrochen wurden »Crowd-Surfer« über die Köpfe der Fans gereicht - die Ordner vor der Bühne hatten alle Hände voll zu tun, und Sänger Eddie Vedder mahnte zur Vorsicht.
Vor wenigen Wochen starteten Pearl Jam in ihrer Heimatstadt Seattle zur Veröffentlichung ihres neuen, des vierten Albums »No Code« ihre Tournee durch die USA und Europa. In Seattle waren binnen sechs Minuten 14 000 Eintrittskarten vergriffen, und auch die Konzerte in Berlin
und Hamburg waren ausverkauft. Von ihrem neuen Album »No Code« spielten Pearl Jam in Berlin eine Reihe Songs. Neben rockigen Liedern kamen da auch ruhigere, balladeske zur Aufführung.
Im vergangenen Jahr beschäftigten sich die Pearl-Jam-Musiker mit verschiedenen eigenen Projekten und brachten dann diese unterschiedlichen Erfahrungen in »No Code« (soll wohl heißen »alles erlaubt«, »keine Grenzen«) ein.
Aber auch auf Hits ihrer ersten drei Alben verzichtete die Band nicht. Da hörte man das eindrucksvolle »Daughter« über ein mißbrauchtes Kind, das wunderschöne »Immortality«, das eingängige »Not For You« sowie »Alive«, der erste
Song der Gruppe. Eddie Vedder sang mit eindringlicher Stimme und spielte - neuerdings - auch Gitarre. Stone Gossard, musikalischer Kopf der Band, und Mike McCready glänzten an den Gitarren, Jeff Ament verblüffte mit raffinierten Baßläufen, Jack Irons war ein trommelnder Wirbelwind. 1990 hatte sich Pearl Jam in Seattle, einer Stadt, die zum Rock-Mekka werden sollte, gegründet. Von Anfang an ging es mit der Band steil nach oben. Ihr erstes Album »Ten« verkaufte sich sechs Millionen mal. Als die Band sich zu sehr den Vermarktungsmechanismen ausgliefert sah, zog sie sich systematisch vom Medienrummel zurück, erhielt das Image Antistars. Trotzdem ging »Vs« (1993) zehn Millionen mal über die Ladentische, und »Vitalogy« (1994) schaffte es auf Platz 1 der US-Charts. ?
In Berlin räumten die Musiker nach eineinhalb Stunden die Bühne, kamen dann aber noch mal für eine längere Zuggabe - insgesamt zwei beeindruckende Stunden.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.