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Ein Ohrenschmaus

»Woche des Hörspiels« mit Publikumsjury Von Timo Fehrensen

  • Lesedauer: 3 Min.

Die Fangemeinde ist klein, aber fein: Ab Sonntag kommt sie in der Berliner Akademie der Künste bei der »Woche des Hörspiels« auf ihre Kosten.

Natürlich ist Hörspiel längst von sendereigenen Sparkommissaren selbst in der ARD nicht immer so gern gesehen. Die fernsehlosen oder armen Zeiten, in denen Hörspielproduktionen, und bei denen nicht nur die Krimis, unter breiten Schichten bekannt waren, sind lange her.

Jetzt wird nach wie vor eifrig produziert und die treuen Hörer, von denen man ab und zu Post bekommt, sind meist die selben. Trotzdem oder gerade deswegen wird verstärkt die Öffentlichkeit gesucht. Fast alle großen Sender bringen ihre besten Produktionen ins Zimmertheater, in Sendesäle oder auf Vergnügungsdampfer Und die Menschen kom-

men auch tatsächlich, die Hörspiele werden hinterher eifrig diskutiert. In den Rundfunkanstalten dürfen sich zahlreiche junge Autoren vorstellen, und immer wieder liefern Martin Walser, Günter Kunert oder vor zwei Jahren sogar Dieter Hildebrandt Hörstücke.

Um die Favoriten dem breiten Publikum vorzustellen, wurde die jährlich und inzwischen erfolgreich stattfindende »Woche des Hörspiels« ins Leben gerufen. Zwölf Produktionen stellen sich vor, eine wird prämiert. Das besorgen nicht Medienwissenschaftler, Kritiker und andere »Experten« im Hinterstübchen, sondern eine Publikumsjury Für die dürfen sich Frau Hörerin und Herr Hörer bei der Akademie der Künste in Berlin bewerben.

Interessantes bekommen die Juroren auch dieses Jahr zu hören. Lohnend sind auf alle Fälle die Hörspiele von Natalia Ginzburg (»So ist es gewesen«), Thomas Fritz (»Die Beute«) und Giorgio Gaber (»Der graue Gast«), die auch im ND (23.7., 24.9 und 14.10.) rezensiert wur-

den. Der unsägliche Beitrag vom ORB (»Die fünfte Jahreszeit« von Steffen Thiemann) kann wohl nur als schlechter Scherz gemeint sein. Heiner Müllers »Germania 3« ist zwar sein letztes, aber deshalb beileibe kein gutes Werk (ND vom 18/19.5.). Der Bayerische Rundfunk (BR) kümmert sich wie so oft klangreich und wenig aussagekräftig um die Avantgarde, Viola Altrichters »Traumjagd« (ND, 3.9.) kommt mühsam auf Touren und ist viel zu lang. Die Produktion des WDR (»Apokalypse H-Null«) ist ein klein wenig witzig, ebenso Adolf Schröders Psychokrimi »Der Trompetenspieler« (ND, 2910.). Vladimir Sorokins »Hochzeitsreise« hat wohl doch eher an Castorfs Berliner Volksbühne gepaßt.

Mein Favorit ist Terry Eagletons »Weiß, Gold, Wundbrand« (ND, 19 Juli), eine bitter-böse Komödie in Nachfolge eines Brendan Behan. Heidrun Nass ist für Saarbrücken eine glänzende Inszenierung mit den hervorragend knurrenden Klaus Hern und Gerlach Fiedler gelungen.

Wenn das Hörspiel sich nun schon mal in geballter Besetzung unter die Menschen wagt (von allen Funkanstalten dürfen sich Abordnungen Berlin ansehen), dann auch um zu zeigen: Wir können uns öffentlich-rechtlich, also etwas kopflastig, amüsieren.

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