mm Chaos nach Stromausfall
Eine Million Leute vor allem im Ostteil betroffen / Verkehr lahmgelegt
Über mehrere Stunden kam es gestern wegen eines großflächigen Stromausfalls zu einem Chaos in vielen Stadtbezirken Berlins.
Berlin (ND-Funke). Nach ersten Schätzungen waren knapp eine Million Leute, 262 000 Haushalte sowie diverse Betriebe betroffen - vor allem in Lichtenberg, Hohenschönhausen, Prenzlauer Berg, Marzahn, Köpenick, Treptow, Pankow und Friedrichshain. Dr Uwe Lemm vom Energieversorger Bewag nannte gegenüber ND als Ursache einen Kran am Blumberger Damm, dessen Ausleger um 11.14 Uhr einer 220-Tausend-Volt-Hochspannungsleitung zu nahe gekommen war, wodurch ein Lichtbogen ausgelöst wurde. Zwei der drei Stromeinspeisean-
lagen des Umspannwerkes fielen aus die dritte war wegen Wartungsarbeiten ohnehin außer Betrieb. Bei dem Unfall wurden laut Polizei fünf Arbeiter verletzt, zwei davon schwer.
S-Bahnsprecherin Sandra Kinzinger sprach von einem »bis auf wenige Inseln« totalen Ausfall der S-Bahnen. Tausende drängten sich - teils ungehalten und ungeduldig - auf den Bahnsteigen. Auch der Zug-Fernverkehr lag lahm, zumal es auf dem Bahnhof Zoo noch zu einem Kabelbrand gekommen war. Beim BVG-Lagedienst hieß es, daß die U 2 und die U 5 sowie sämtliche Straßenbahnlinien betroffen waren. Ein flugs organisierter Ersatzverkehr mit Bussen brachte wenig Entlastung, weil sie in dem Verkehrschaos steckenblieben. Auf den Straßen ging zeitweise - vor allem durch den kom-
pletten Ausfall der Ampeln - nichts mehr. Obgleich die Polizei die Handregelung der wichtigsten Kreuzungen übernahm, bildeten sich Staus. Fernwärmestränge waren unterbrochen. Kneipen, Banken und Geschäfte mußten wegen funktionsuntüchtiger Kassen, Überwachungssystemen und anderem mehr schließen. Allein die Taxis machten ein Geschäft.
Über andere Umspännwerke konnte der Strom ab 11.26 Uhr wieder Schritt für Schritt zugeschaltet werden. Auch Bahnen fuhren wieder. Gegen 14 Uhr standen die Haushalte, wie Dr Lemm sagte, gegen 15 Uhr alle anderen Abnehmer in der Stadt wieder vollends »unter Strom«. Zu einem vergleichbaren Ausfall war es zuletzt am 5. Februar 1992 gekommen, als der gesamte Süden der Stadt ohne Strom war.
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