Südafrika hat den illegalen Waffen den Kampf angesagt. Das seit dem 1.Januar geltende neue Waffengesetz sieht ab April drakonische Strafen für Schießeisenbesitzer ohne Lizenz vor.
Die Zeit läuft. Jeder Südafrikaner, der eine nicht lizenzierte Waffe besitzt, kann sie in den nächsten drei Monaten straffrei bei der Polizei abgeben. Wer danach noch mit einer illegalen Waffe angetroffen wird, soll dafür 15 Jahre ins Gefängnis gehen.
Wie viele illegale Waffen es im Land gib, kann nur geschätzt werden. Zahlen zwischen 500000 und vier Millionen sind im Gespräch. Südafrika ist das Land mit der höchsten Mordrate der Welt. Auch im vergangenen Jahr wurden wieder 20000 Menschen ermordet, darunter mehr als 200 Polizisten im Dienst. Bei etwa 115000 schweren Raubüberfällen waren ebenfalls Feuerwaffen im Einsatz. Die schwarzen Townships sind die gefährlichsten Gebiete, gefolgt von den Innenstädten der Metropolen Johannesburg, Pretoria, Kapstadt und Durban.
Das neue südafrikanische Waffengesetz, seit 1.Januar in Kraft, war jahrelang in der Diskussion, denn die starken Vereinigungen der Waffenbesitzer und die etwa 500 Waffenhändler des Landes versuchten mit massiven Kampagnen die darin vorgesehenen drastischen Einschränkungen hinsichtlich der Lizenzvergabe an Privatleute zu verhindern. Aber Polizeiminister Charles Nkaqula blieb hart angesichts der hohen Zahl von Verbrechen, bei denen Feuerwaffen eingesetzt wurden. Immerhin haben 8,4 Prozent aller Südafrikaner eine Waffenlizenz, was bedeutet, dass es am Kap etwa 3,7 Millionen angemeldete Waffen gibt.
Nach dem neuen Gesetz müssen alle Waffenbesitzer ihre Lizenzen erneuern und das alle fünf Jahre wiederholen. Auch den in Umlauf befindlichen gefälschten Lizenzen soll so der Garaus gemacht werden. Mit der Neuregistrierung geht eine gründliche Überprüfung der Personalien der Antragsteller einher. Werden Eintragungen ins Kriminellenregister festgestellt, wird die Lizenz entzogen. Außerdem muss jetzt ein Schießtest bestanden und eine Schulung zum sicheren Umgang mit Waffen und Munition absolviert werden. Das Alter für Waffenbesitzer wurde auf 21 Jahre heraufgesetzt. Alle jungen Leute, die bisher schon mit 16 Jahren eine Waffenlizenz haben durften, müssen diese abgeben.
Gestohlene Waffen müssen sofort gemeldet werden. In Südafrika werden jeden Tag etwa 64 Feuerwaffen gestohlen, wobei nicht nur private Waffenbesitzer erleichtert werden, sondern regelrechte Angriffe auf Munitionsdepots von Polizei und Armee stattfinden. Das neue Gesetz ist trotz der vielen Proteste dagegen kein besonders scharfes, sondern enthält lediglich die international üblichen Bestimmungen. Das bisherige Waffengesetz von 1969 war ein Apartheid-Gesetz, das bei Inkrafttreten »nur für Weiße« eine beinahe grenzenlose Freiheit im Besitz und Umgang mit Waffen und Munition vorsah. Erst seit 1994 unter der neuen Regierung konnten sich alle Bürger darauf berufen, und heute sind die Antragsteller auf Lizenzen vor allem Bürger der neuen schwarzen Mittelklasse.
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