Kooperation statt Barrieren

Brics-Staaten wollen neues Entwicklungsmodell und multipolare Weltordnung fördern

Brics-Staaten beraten in Rio über Auswege aus den globalen Krisen.
Brics-Staaten beraten in Rio über Auswege aus den globalen Krisen.

Die Brics-Staaten wollen sich weiter für eine gerechtere Weltordnung starkmachen. In der gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des 17. Gipfels der führenden Schwellenländer in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro wird die Bedeutung des Globalen Südens für positive Veränderungen angesichts »wachsender geopolitischer Spannungen«, wirtschaftlicher Probleme und einer beschleunigten technologischen Entwicklung hervorgehoben.

Für Brasiliens Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, dessen Land turnusmäßig den Vorsitz der Brics innehat, bleiben diese der »Garant einer vielversprechenden Zukunft«, wie er am Sonntag zur Eröffnung des Forums hervorhob. Angesichts des Wiederauflebens des Protektionismus sei es die Aufgabe der Schwellenländer, »das multilaterale Handelsregime zu verteidigen und die internationale Finanzarchitektur zu reformieren«. Letzteres bezieht sich auf die von der Staatengruppe zu einem strategischen Ziel erklärte Entdollarisierung des Welthandels.

Die Antwort aus Washington kam prompt: Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social drohte US-Präsident Donald Trump jedem Land, das sich der »antiamerikanischen« Linie der Brics anschließt, mit zusätzlichen Strafzöllen von zehn Prozent. Von dieser Politik soll es laut Trump »keine Ausnahmen« geben. Einstweilen wollen die Brics-Staaten damit fortfahren, Geschäfte untereinander verstärkt in Landeswährungen zu tätigen.

Unabhängiger vom Westen machen wollen sich die Brics-Staaten auch beim globalen Datenverkehr. Hierfür planen sie eine über die Brics-Bank NDB finanzierte Machbarkeitsstudie für den Bau eines Kommunikationsnetzwerks mit Hochgeschwindigkeits-Glasfaserkabeln auf dem Meeresboden. Neben der Schaffung von mehr Sicherheit und Datensouveränität soll das Projekt dazu dienen, bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz nicht abgehängt zu werden.

Brasiliens Präsident Lula warb in Rio dafür, dass die Brics-Staaten ein neues Modell von Entwicklung vorantreiben, das auf nachhaltiger Landwirtschaft und »grüner Industrie« basiert. »Unsere Länder gehören bereits zu den größten Investoren in erneuerbare Energien.« Es gebe ein großes Potenzial zur Ausweitung der Produktion von Biokraftstoffen, Solar und Windkraft. Man verfüge über die für eine Energiewende erforderlichen strategischen Mineralien.

An dem zweitägigen Treffen am Sonntag und Montag beteiligten sich neben den Repräsentanten Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas auch die der seit 2014 hinzugekommenen Neulinge in der Staatengruppe: Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate, Äthiopien, Indonesien sowie der Iran. Von den Staats- und Regierungschefs der Vollmitglieder fehlten der Präsident Chinas, Xi Jinping, und der Iraner Masoud Pezeshkian, die Vertreter schickten. Kreml-Chef Wladimir Putin nahm per Videoschalte an Sitzungen teil. Zudem waren in Rio hochrangige Delegationen aus dem Dutzend Brics-Partnerstaaten präsent, darunter aus Nigeria, Vietnam und Kuba.

Allein die elf Vollmitglieder der wirtschaftlich-politischen Allianz, die sich als Gegengewicht zu westlich dominierten Foren wie G7 formierte, stehen für fast die Hälfte der Weltbevölkerung, für 39 Prozent der Weltwirtschaft, für fast ein Fünftel der Exporte und für den größten Teil der natürlichen Ressourcen.

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