Rund 30 Verfahren sind in der medizinischen Fachliteratur zur Behandlung von Warzen beschrieben. Trotz unterschiedlicher Kombinationen hat bislang jedoch keine einzige Strategie richtig überzeugen können. In jüngster Zeit hatten Studien allerdings positive Effekte durch die Photodynamische Therapie (PDT) gezeigt. Nach Auftragen einer Salbe entfalten die Wirkstoffe unter Bestrahlung mit sichtbarem Licht eine zellzerstörende Wirkung.
Eine weitere, an der Universität Jena entwickelte, innovative Methode ist die Bestrahlung mit wassergefiltertem Infrarot A-Licht (wIRA), die Warzen fast völlig zum Verschwinden bringt. Das Team um Prof. Peter Elsner hat nun beide Methoden miteinander verglichen und die Überlegenheit von wIRA nachgewiesen. Die Jenaer Dermatologen empfehlen als künftiges Behandlungsschema eine wöchentliche Sitzung über sechs bis neun Wochen mit einer Kombination aus Schälen und Schaben zur Vorbehandlung und einer anschließenden wIRA-Bestrahlung.
Tiefenwirksames Infrarot A-Licht gehört bei Rheumatologen, Sportmedizinern und Physiotherapeuten schon lange zum Behandlungsstandard, um schmerzhafte Entzündungen in Gelenken und Muskeln zu lindern. Weil nach solchen Bestrahlungen - so die Beobachtung einzelner Hautärzte - auch Warzen verschwanden, hatte der Jenaer Universitäts-Professor für Dermatologie, Peter Elsner, das Phänomen vor zwei Jahren eingehender untersucht. Ergebnis: Bei 40 mit wassergefiltertem Infrarotlicht behandelten Patienten verschwanden die hartnäckigen Warzen zu 80Prozent bereits nach ein bis drei Bestrahlungen und traten im Nachbeobachtungszeitraum von 18 Wochen nicht mehr auf.
Im Gegensatz zu Kälte-, Laser- und chirurgischen Verfahren oder Behandlungen mit zelltötenden und ätzenden Substanzen ist die Lichttherapie völlig schmerzfrei, weshalb Kinder den größten Nutzen hätten, so Elsner. Mit Ausnahme der Alterswarzen (seborrhoische Warzen) und der Dellwarzen sind alle übrigen Formen durch so genannte Humane Papillomaviren (HPV) verursacht. »Rund 70 HPV-Typen sind inzwischen bekannt«, berichtet Elsner und nennt Beispiele: Typ 3 verursacht Flachwarzen, 1, 2, 4 und 7 finden sich in Dornwarzen und 6, 11, 16 und 18 sind die Initialzünder für Feigwarzen. Warzen sind zwar nicht gefährlich, massenhaft z.B. an den Händen vorhanden, werden sie oft aber als hässlich, störend und belastend empfunden. An den Fußsohlen können sie auch sehr schmerzhaft sein. Man schätzt, dass in Deutschland etwa 15Prozent der Bevölkerung betroffen sind, vorwiegend Kinder und Jugendliche. Da solche Warzen durch Viren verursacht sind, sind sie ansteckend, wobei die Gefahr der Eigeninfizierung am höchsten ist. »Typische Warzenpatienten haben eine eingeschränkte Körperabwehr, beispielsweise Menschen mit allergischen Beschwerden, Aids- und Krebspatienten, oder Durchblutungsstörungen, also auch Diabetiker, oder sie schwitzen übermäßig«, sagt Elsner. Kalte und feuchte Hände und Füße seien daher typische Merkmale von Warzenpatienten. Die Behandlung von Warzen sei schwierig. Man kann sie zwar vereisen, mit Laserlicht verkochen, verätzen, mit zelltötenden Substanzen bearbeiten, heraus schneiden oder ausschälen, doch kann kein Arzt die Gewähr geben, dass sie nicht wieder auftreten.
»Die Warzenentstehung ist eine Frage der Balance zwischen Virenwachstum und lokaler Immunabwehr des Betroffenen«, so Elsner. Die Tatsache, dass Warzen vielfach spontan heilen, ist ein Indiz dafür, dass die individuelle Immunlage eine entscheidende Rolle im Krankheitsgeschehen spielt. Mit Hilfe der tiefenwirksamen Infrarot-Bestrahlung wird die Durchblutung im Umfeld von Warzen so verbessert, dass körpereigene Abwehrzellen hier besser arbeiten können. Das Licht dringt besonders tief in die Haut ein, weil die Hautoberfläche nicht überwärmt wird. Dadurch kommt es zu einer lang anhaltenden Durchwärmung der Warzenumgebung. Damit ist gleichzeitig bewiesen, dass das Ammenmärchen vom Warzenbesprechen in Vollmondnächten nie und nimmer funktionieren kann. Allenfalls hilft gutes Zureden an schwül-heißen Tagen. Gegen Alterswarzen wirkt das Verfahren nicht.
Wolfgang Kappler