Helmut Koziolek verstorben
Führender Wirtschafts-Fachmann der DDR
Berlin (ND). Der bekannte Wirtschaftsfachmann der DDR, Prof. Dr. Helmut Koziolek, ist am Pfingstmontag im Alter von 69 Jahren in Berlin überraschend verstorben. Das teilte die Familie des Verstorbenen gestern mit.
Helmut Koziolek, am 5. Juli 1927 in Oberschlesien geboren, promovierte 1956 und begann 1957 seine wissenschaftliche Laufbahn an der Hochschule für Ökonomie in Berlin-Karlshorst. Als Leiter des Ökonomischen Forschungsinstituts der Staatlichen Plankommission von 1963 bis 1965 schufen er und Herbert Wolf die Grundlagen des Neuen Ökonomischen Systems (NÖS). 1965 wurde
Koziolek Direktor des Instituts für sozialistische Wirtschaftsführung beim ZK der SED - eine Funktion, bei der er direkt Günter Mittag »im Zentrum der Macht« verpflichtet war, in der Koziolek aber auch versuchte, die Spielräume für die wissenschaftliche Arbeit zu erweitern. Er selbst arbeitete vor allem zu Fragen der sozialistischen Reproduktionstheorie.
1989 in der politischen Wende profilierte sich Koziolek als Reformer und sprach sich für »gemischte Betriebe« auch mit ausländischem Kapital sowie dafür aus, das Eigentum in der DDR wettbewerbsfähiger zu machen, dieses auch kaufmännischen Prinzipien zu unterwerfen. Nach der schnellen Einheit zog sich Koziolek zurück, tauchte aber nicht ab, wie andere führende Wirtschaftstheoretiker der DDR, sondern blieb dem öffentlichen Meinungsstreit erhalten. Regelmäßig publizierte er auch im ND, unter anderem im wöchentlichen Ratgeber. In seinem letzten ND-Beitrag würdigte Koziolek den 100. Geburtstag von Ludwig Erhard und verteidigte die Soziale Marktwirtschaft und das Sozialstaatsprinzip gegen neoliberale Angriffe.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.