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Verlierer Cottbus wie ein Sieger gefeiert
Der technischen Übermacht Stuttgarts hatten die Lausitzer nur ihren Willen entgegenzusetzen Von Eckhard Galley
Für jeden kommt irgendwann ein Halt. Der FC Energie Cottbus braucht sich nicht zu grämen, daß er das 54. Finale um den DFB-Pokal gegen die spielintelligenteste Elf der Bundesliga 0:2 verloren hat. Ganz andere Mannschaften sind in der letzten Saison gegen diesen VfB Stuttgart untergegangen. Dortmund 1:4, Schalke 0:4, Gladbach 0:5, Rostock 1:5, Köln 0:4. Da nimmt sich die knappe Niederlage der Lausitzer noch ehrenvoll aus.
Von den in der Regionalliga gestarteten Fußballern des FC Energie wußte man, daß sie über ein Jahr lang alles gegeben hatten und fast immer an der Obergrenze ihrer Leistungsfähigkeit spielten. Der Aufstieg in die zweite Bundesliga und das Erreichen des Pokalfinales waren ein Bravourstück, das in der wirtschaftsschwachen Region von den Menschen begeistert gefeiert wurde. Den rund 20 000, die aus der Lausitz im Berliner Olympiastadion ihrer Elf den Rücken stärkten, könnte man allen ein Reifediplom aus-
händigen. Sie haben die Grenzen ihrer Lieblinge Konetzke, Irrgang, Seifert, Benken und Co. gesehen und ihnen dennoch bis zum Abpfiff dieses Finales für eine großartige Saison mit »Cottbus, Cottbus« und »Hoch soll'n sie leben« gedankt. Das 0:2 gegen einen übermächtigen Gegner spielte da keine Rolle. Nach dem Aufstieg kam alles so, wie es prophezeit wurde: Energie wird das Finale mit seiner großen wachgerüttelten Anhängerschar zu einem Fußballfest gestalten. Die Mannschaft hat keinesfalls enttäuscht, auch wenn sie nach dem Abpfiff im Unterschied zu ihren Fans einen eher enttäuschten Eindruck hinterließ. Sie hat mehr erreicht als die Masse der Mannschaften dieses Landes. Der erste Ostverein, der nach der Wende in ein DFB-Pokalfinale einzog, blieb auch in Berlin die Mannschaft der Stunde.
Aber Fußbai] ist schnellebig, Erfolg bald verblaßt, wenn er nicht neu gesucht und organisiert wird. Das Finale mit einer in allen Belangen dominierenden Stuttgarter Mannschaft, die mit Balakow und Eiber Weltstars in ihren Reihen hat, zeigte die Grenzen der momentanen Energie-Elf auf.
Alle waren sich im Olympiastadion einig, ein schönes Fußballfest erlebt zu haben. Energie geht in die DFB-Chronik als Finalist ein und hat sich dadurch einen Stammplatz in der Chronik des Verbandes gesichert. Welcher Fußballer trachtet nicht danach, einmal auf dem Rasen des »deutschen Wembley« zu stehen? Vor Monaten noch namenlose Cottbuser können mit Stolz von sich sagen, das geschafft zu haben.
Der Fußballrausch von Energie hat nun ein paar Wochen Pause. Dann beginnt in der zweiten Bundesliga die eigentliche Prüfung der Wahrheit. »Wir werden die Niederlage verkraften«, meinte Trainer Eduard Geyer, der Vater des Aufstiegs, der am Sonntag die Nachfeier in Cottbus ausließ und in die Türkei zum Urlaub flog. Aber auch hier wird er gehetzt sein von dem Gedanken, wer noch einzukaufen ist für die Ende Juli startende erste Profisaison. Benken und vermutlich auch Melzig hinterlassen mit ihrem Weggang große Löcher im stärksten Mannschaftsteil, der Abwehr. Noch zwingender wären aber Verstärkungen im Mittelfeld und Angriff. Berlin hat das besonders plastisch gemacht. Geyer sprach von sechs bis sieben neuen Leuten, die gebraucht werden. Sie sind noch nicht zu sehen.
Energie Cottbus: Wehner; Hoßmang; Benken, Melzig; I. Schneider (65. Lazic), Irrgang, Kronhardt, Zöphel, Woltmann (81. Enguelle); Konetzke, Seifert (65. Zimmerling). VfB Stuttgart: Wohlfarth; Haber, Verlaat, Berthold; Hagner (71. T Schneider), Soldo, Balakow, Poschner, Legat; Eiber (89. Schwarz), Bobic (81. Gilewicz).
Tore: 0:1, 0:2 Eiber (18., 52.). Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig). Zuschauer: 76 436. DFB-Pokalfinale der Frauen: Grün-Weiß Brauweiler - Eintracht Rheine 3:1 (1:0).
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