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  • Politik
  • Maria Farantouri, berühmte Interpretin der Lieder von Mikis Theodorakis, im Konzert

Dem Ausverkauf der Werte entgegentreten

  • Lesedauer: 4 Min.

Foto: Sony

Als »ideale Interpretin« der Lieder von Mikis Theodorakis ist Maria Farantouri berühmt geworden. Sie gilt als authentische Interpretin des Neuen Griechischen Liedes. Der volle, wohlklingende Alt sowie die Ausdruckskraft ihrer Stimme machen ihre Kunst unverwechselbar. Bekannt wurde sie 1965 mit dem »Mauthausen«-Zyklus von Theodorakis. Zu Beginn ihrer Europatournee wird dieser Zyklus nur in Berlin mit Mitgliedern vom Chor der Deutschen Oper zu hören sein. Unterstützt wird die Sängerin von sechs Musikern, die auch bei bei ihrer vielbeachteten CD »Poetica« mitwirkten. Drei Musiker aus dieser Band bilden die Gruppe PAmagieRA. Sie werden auch eigene Kompositionen beisteuern. ? Was ist das Besondere an dem Programm »Ppetica - Lieder meiner griechischen Heimat«.

Den größten Teil meines Programms bilden neue Lieder. Einige davon sind auf meiner aktuellen CD »Poetica«, die vor etwa einem Jahr veröffentlicht wurde, die ich aber, außer in Athen, noch nicht live vorstellen konnte. Neue, wunderschöne Titel von Mikis Theodorakis, die er 1995 geschrieben und die der Berliner Musiker Henning Schmiedt arrangiert hat. Desweiteren werden völlig un-

bekannte und noch unveröffentlichte Theodorakis-Lieder zu hören sein, die nächstes Jahr erstmals auf CD erscheinen werden. Ich mag diese Songs sehr, weil sie schöne Melodien und gute Texte haben und von Henning Schmiedt wieder exzellent instrumentiert worden sind. Natürlich fehlen auch Mikis' bekannte Lieder nicht. Sie werden allerdings in einem neuen Gewand präsentiert. Dafür sorgen hervorragende Musiker aus Berlin, mit denen ich zum Teil schon jahrelang zusammenarbeite, wie z.B. Jannis Zotos, Jens Naumilkat und Volker Schiott. Das sind Musikanten, die in vielen Stilrichtungen bewandert sind: Jazz, Klassik, Weltmusik und Folklore. Was mich aber besonders freut, ist die Teilnahme des Chores der Deutschen Oper, mit dem ich in Berlin gemeinsam den »Mauthausen»-Zyklus von Mikis Theodorakis aufführen werde.

? Zwar wurden Sie als Theodorakis-Interpretin berühmt, doch Ihr Repertoire ist größer.

Das ist richtig. Ich habe zu Hause und im Freundeskreis schon immer Rebetiko-Lieder gesungen und entschloß mich jetzt zum ersten Mal solche Titel in mein Programm aufzunehmen. Auch das ist eine

persönliche Premiere. Außerdem erklingen Lieder von Zülfü Livaneli. Mit ihm arbeite ich seit vielen Jahren zusammen. Anfang der 80er Jahre haben wir gemeinsam eine CD aufgenommen. Außerdem kommen noch einige einige Songs von Manos Chatzidakis hinzu.

? Wie beurteilen Sie die musikalische Szene Griechenlands, welchen Platz nehmen Sie darin ein?

Es hat sich in Griechenland viel verändert, und auch die Bedürfnisse der Menschen sind inzwischen andere, so daß ich mich scheue, die Situation zu werten, weil ich ein niederschmetterndes Bild skizzieren müßte. Es triumphiert das unterhaltende »Massenlied«. Es ist ein Ausverkauf der Werte zu beobachten. Das authentische griechische Lied, das sich auf unsere Dichtung, auf unsere musikalischen- Traditionen stützte, ist zurückgedrängt worden. Es mußte solchen von minderer Qualität weichen. Aber gerade diese werden von der Plattenindustrie lanciert und gefördert. Trotzdem findet man immer wieder Songs mit guten Melodien, die vielleicht eine Chance in der Zukunft haben werden. Einige Kollegen und ich widerstehen, so gut wir können, dieser »Industrie«, die sich nur für

gut zu vermarktende Musik interessiert. ? Wie ist die Zusammenarbeit mit den Komponisten?

Vangelis Papathanassiou hat fünf Lieder für mich geschrieben, von denen drei auf meiner CD «17 Lieder« zu hören sind. Darüberhinaus planen wir ein größeres gemeinsames Projekt. Mit Zülfü Livaneli habe ich Konzerte in Paris und Frankfurt und im Sommer auf verschiedenen griechischen Inseln gegeben. Dort konnte ich seine neuen Lieder hören, die mir sehr gut gefallen haben. Lucio Dalla, der inzwischen ein Publikum mehrerer Generationen anspricht, hatte meine Inter-

pretation von »Caruso« gehört und mir daraufhin ein Lied »geschenkt«. Daraus wurde eine richtige Zusammenarbeit, bei der eine gemeinsame CD entstand. Ich arbeite aber auch gern mit jüngeren und modernen Komponisten wie Nikos Kipourgos oder Kyriakos Koukos. Letzterer ist stärker dem sinfonischen Genre verpflichtet.

? Woran lag es, daß Sie lange keine Solotournee mehr gemacht haben?

Mikis brauchte mich während dieser Zeit, und ich spürte die Notwendigkeit, an seiner Seite zu sein. So habe ich die letzten zehn Jahre fast ausschließlich gemeinsame Konzerte mit ihm gegeben. z.B. 1994 bei einer Tournee durch die USA und Kanada, dann 1995 während einer Europatournee. Anschließend traten wir in mehreren Städten Australiens auf, wo ich seine sogenannten metasinfonischen Werke interpretierte. Und in den letzten Monaten führten wir den »Canto General« in Norwegen und München auf. Jetzt hat er sich aus gesundheitlichen Gründen etwas zurückgezogen. Aber aus den unzähligen Konzerten mit ihm habe ich wunderschöne Erinnerungen. Vor allem in Deutschland, wo auch einige meiner Platten veröffentlicht wurden, stießen unsere Lieder auf große Resonanz, und ich hoffe, daß wir daran anknüpfen können. Dieses Mal wird das europäische Publikum Gelegenheit haben, Neues zu hören.

Gespräch: Asteris Kutulas

Konzert am 17. November 1997 in der Passionskirche, Marheinikeplatz 1-2, Berlin-Kreuzberg. , Beginn: 20 Uhr. Eintritt: 36.- DM. Infos unter: (030) 797 27 33.

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