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Pakete aus Römhild Sigrid Niedner

  • Lesedauer: 2 Min.

Inhaberin des Ostprodukte-Multimarktes in Römhild (Thüringen)

Die 27jährige Geschäftsfrau hat eine Marktlücke entdeckt: Sie verschickt Weihnachtspakete.

Foto: Kallenbach

? Wie kommt eine junge Frau auf die verrückte Idee, Pakete mit Ostprodukten in die alten Bundesländer zu schicken?

Es war nicht ursprünglich meine Idee. Ich habe irgendwie davon gehört, daß ein Geschäft in Mecklenburg-Vorpommern solche Pakete packt. Ich fand das witzig und habe es auch versucht. Unsere Produkte, die wir in der DDR hatten, waren doch nicht schlecht. Und wenn die Wessis die Sachen schon nicht kaufen oder teilweise gar nicht zu kaufen kriegen, dann sollen sie sie wenigstens geschenkt nehmen und probieren.

? Erschrickt die liebe Verwandtschaft nicht, wenn sie ein solches Paket erhält?

Ich habe wirklich einige Anrufe bekommen - und diese Leute haben sich alle bedankt bei mir. Die Sachen würden gut schmecken, haben sie gesagt, und sie fanden die Idee toll.

? Was muß denn alles in ein solches Ost-Paket hinein?

Der Kunde kann natürlich auswählen, was ich verschicken soll. Aber die Renner sind ganz klar Rondo-Kaffee, der echte Dresdener Weihnachtsstollen, Halberstädter Würstchen im Glas und Fischdosen von Rügenfisch. Gerne wird äuch'Rot-' käppchen-Sekt genommen.

? Was sind das eigentlich für Leute, die in Ihren Markt kommen und sich für ein solches Paket entscheiden?

Das sind alte Leute, junge Leute, Männer, Frauen. Ich glaube auch nicht, daß das irgendetwas mit DDR-Nostalgie zu tun hat. Die Kunden haben in den vergangenen Jahren die Möglichkeit gehabt, alles ausgiebig zu probieren. Und sie haben gemerkt, daß unsere Sachen anders schmecken - nicht unbedingt besser, aber gewohnter. Und dieses Erlebnis wollen sie ihren Verwandten auch vermitteln.

? Gibt es auch Kundenwünsche, die Sie nicht erfüllen können?

Ja. Leider. Ganz oft fragen meine Kunden nach der berühmten Schlager-Süßtafel. Die könnte ich fast tonnenweise verkaufen. Aber es gibt sie nicht mehr Genauso ist es mit dem legendären Malzkaffee. Vielleicht findet sich ja mal ein cleverer Geschäftsmann, der diese Dinge wieder auf den Markt bringt.

Gespräch: Carsten Kallenbach

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