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Erziehung ohne Ohrfeigen

Kinderkommission Kleinstes Gremium des Bundestages berichtete

  • Lesedauer: 2 Min.

Bonn (ND-Rex). Die 6. Klasse einer Sehbehindertenschule hörte davon, daß die Kinderkommission des Bundestages die Ohrfeige verbieten wollte. Die Schüler starteten eine Umfrage. Alle Kinder waren für ein Verbot und auch ein paar Lehrer: »Wir finden nämlich auch, daß Ohrfeigen für uns Kinder nicht gerade gut sind, weil man davon seelischen und körperlichen Schaden davontragen kann«, schrieben die Schüler. Die Kinderkommission konnte sich im Bundestag nicht ganz durchsetzen. Gewaltfreie Erziehung wurde nicht zum Gesetz, berichtete Rita Grießhaber (Bündnis 90/Die Grünen) am Montag in Bonn. Körperliche Züchtigung konnte wenigstens eingeschränkt werden.

Die Abgeordnete der Grünen führte im vorigen Jahr den Vorsitz in der kleinen Kommission, die nur mit fünf Abgeordneten aus den vier Fraktionen und der PDS-Gruppe besetzt wird. Als wichtigste Neuerung nannte Frau Grießhaber das Kindschaftsrecht. Danach haben alle Kinder, eheliche wie nichteheliche, das Recht auf Umgang mit Mutter und Vater. Verbesserungen gab es nach Ansicht der

Kommission auch beim Unterhaltsrecht. 800 000Kinder leben in der Bundesrepublik ohne Unterhalt. Nicht allein deshalb, weil sich Väter der Unterhaltspflicht entziehen. Ein Teil der Unterhaltspflichtigen könne tatsächlich nicht zahlen. Auch hier, so Frau Grießhaber, setzte sich die Kommission nicht vollständig im Bundestag durch. Die fünf Abgeordneten wollten Unterhalt mindestens auf dem Niveau von Sozialhilfe festschreiben. Eine Mehrheit im Bundestag stimmte für das Prinzip der Leistungsfähigkeit der Väter.

Nach Angaben der Caritas mußte 1965 hierzulande nur jedes 75. Kind von Sozialhilfe leben, inzwischen schon jedes sechste. Kinder würden wieder zum Armutsrisiko, erklärte Abgeordnete Grießhaber

Gelobt wird in der Kinderkommission regelmäßig der »ungewöhnlich gute Ton im Umgang miteinander«. Anders als in anderen Gremien stehe hier die »gemeinsame faszinierende Aufgabe der Arbeit für Kinder im Vordergrund«, sagte der neue Ausschußvorsitzende Hildebrecht Braun (FDP).

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