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»Der Grad der weiblichen Emanzipation«

  • Lesedauer: 2 Min.

Zum Leserbrief »Die Frauen und das Kulturniveau« von Günter Engelhardt (ND vom 31.1./1. 2.):

Als Lenin sich mit dem Hinweis »Es heißt ...« zum Verhältnis von Kulturniveau und rechtlicher Stellung der Frau äußerte (wie von Herrn Engelhardt zitiert), hatte er sicherlich auch eine Sentenz von Karl Marx im Sinn, der humorvoll in einem

Brief an Ludwig Kugelmann im Jahre 1868 schrieb: »Jeder, der etwas von der Geschichte weiß, weiß auch, daß große gesellschaftliche Umwälzungen ohne das weibliche Ferment unmöglich sind. Der gesellschaftliche Fortschritt läßt sich exakt messen an der gesellschaftlichen Stellung des schönen Geschlechts (die Häßlichen eingeschlossen).« K. Marx griff damit einen Gedanken von Charles Fourier auf: »Die Veränderung einer geschichtlichen Epoche läßt sich immer aus dem Verhältnis des Fortschritts der Frauen zur Freiheit bestimmen ... Der Grad der weiblichen Emanzipation ist das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation.«

Ein solches Kriterium läßt sich zwar nicht allein vom Platz der Frauen in einer Regierung bestimmen, doch ist den kritischen Bemerkungen G. Engelhardts zum CDU-»Schattenkabinett« Dr Bergners für Sachsen-Anhalt durchaus zuzustimmen. Übrigens hat sich diesbezüglich weder die DDR noch die SED hinsichtlich deren Politbüros und den anderen Leitungsorganen mit Ruhm bekleckert. Das und

andere Defizite können allerdings ohne in allgemeine Nostalgie zu verfallen - nicht aus der Welt schaffen, daß heute die juristischen und faktischen Lebensbedingungen der Frauen in der Bundesrepublik einem Vergleich mit denen zu DDR-Zeiten nicht standhalten. Daran wurden wir erst jüngst wieder anläßlich des Papstbriefes zur Abtreibung durch die Reaktion des bundesdeutschen katholischen Klerus erinnert...

Prof. Dr Siegfried Scholze 04107 Leipzig

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