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Mulack-Ritzen-Nacht

Neue Reihe im Gründerzeitmuseum Von Ingeborg Dittmann

  • Lesedauer: 2 Min.

Gern wäre sie nach Berlin gekommen, doch solange das Land Berlin seine Schulden für den Ankauf der wertvollen Gründerzeitsammlung nicht beglichen habe (rund 80 000 DM stehen noch aus), werde sie es nicht tun. Dies verkündete

am Abend des 18. März im Namen von Charlotte v. Mahlsdorf Jürgen Winkler, Vorsitzender des »Fördervereins Gutshaus Mahlsdorf«. Zahlreiche Freunde und Bewunderer des im letzten Frühjahr nach Schweden ausgewanderten Transvestiten ließen es sich nicht nehmen, Charlottes 70. Geburtstag mit der Premiere einer neuen Veranstaltungsreihe im Mahlsdorfer Gutshaus zu feiern. Der Förderverein hatte zur ersten »Mulack-Ritzen-Nacht« eingeladen.

Um künftig möglichst vielen Besuchern Platz zu bieten, haben fleißige Mitglieder des Vereins das Kellergewölbe des Gutshauses umgestaltet. Die »Mulack-Ritze«, einzige erhaltene Zille-Kneipe Berlins, wurde um einen Gastraum erweitert und durch die »Hurenstube« ergänzt. 1963, kurz vor Abriß des 1770 erbauten Hauses in der Mulackstraße 15, hatte Charlotte

das Mobiliar der in den 20er Jahren stadtbekannten Kiezkneipe von der damaligen Wirtin Minna Mahlich erworben und im Keller des Mahlsdorfer Gutshauses originalgetreu wiederaufgebaut. Trotz Verbotstafel »Prostituierten ist der Eintritt in dieses Lokal verboten« (Polizeiverordnung) herrschte in der »Hurenstube« einst reger Betrieb.

Fortan gibt es dort musikalisch-literarische Soirees, Salonkonzerte und »Mulack-Ritzen-Nacht-Geschichten«. Zur Premiere brachte die a-capella-Gruppe »Asphalt Harmonists« einen Hauch der 20er Jahre in die Mulack-Ritze, und die »Mahlsdorfer Cello-Familie« widmete Charlotte ein Geburtstagsständchen.

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