Pornos im Netz nicht zu verhindern?
Harald A. Summa
Geschäftsführer des ECO-Forum e.V., des Verbandes der deutschen Internet-Industrie
Foto: ECO
? Das Internet scheint ein bevorzugtes Medium zur Verbreitung von Kinderpornographie. Wie gelangt sie dort hinein?
Praktisch jeder hat die Möglichkeit, eine Website einzurichten und dort sein Angebot zu veröffentlichen, also auch Pornographie. Außerdem gibt es sogenannte Newsgroups, virtuelle Diskussionsforen, die häufig verwendet werden, um Pornographie zu »posten«. Man schickt eine entsprechende Datei, und wer diese Newsgroup abonniert hat, ähnlich einer Zeitung, bekommt die Daten geliefert.
? Kann man nicht die Absender ausfindig machen?
Nein, genau hier liegt das Problem. Es gibt weltweit sogenannte Anonymisierer, Einrichtungen, die aus der Datei, dem »normalen« Brief, die Adresse »herausschneiden« und durch einen beliebigen Absender ersetzen. Der Datenschutz des sehr offenen Internet macht dies erforderlich. Damit wird die Rückverfolgung der Quellen ungemein schwierig. Überdies lassen sich Dateiinhalte natürlich auch verschlüsseln und damit nur einem bestimmten Empfängerkreis zugänglich machen. Außerdem kann dieselbe Quelle
Pornographie an den verschiedensten Plätzen ins Netz stellen, man kommt dem nicht hinterher
? Provider sagen, es sei unmöglich, die Netzinhalte zu kontrollieren.
Das Informationsangebot im Netz ist riesig, ein normaler Provider setzt pro Tag etwa zehn Milliarden Dokumente durch. Das läßt sich nicht kontrollieren. Provider sind nur Briefträger. Selbst wenn man bei Stichproben auf illegales Material stößt, ist es oft rechtlich schwierig, dagegen vorzugehen. Diese Daten stammen aus allen möglichen Ländern mit sehr unterschiedlichen sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
? Sind in technischer Hinsicht Mittel zum Aufspüren von Kinderpornographie zu erwarten?
Nein. Man muß es so deutlich sagen: Es ist nicht machbar Das Netz, das ja ursprünglich für militärische Zwecke entworfen wurde, ist gewollt so organisiert, daß sich Informationen nicht unterbinden lassen.
Die Provider sind weltweit dabei, sich in einem System freiwilliger Selbstkontrolle zu organisieren. Was technisch und juristisch möglich ist, wird getan.
? Also ist doch etwas möglich?
Wir können Stichproben machen und gegebenenfalls Providern nahelegen, bestimmte Newsgroups nicht weiter zu verteilen. In Großbritannien arbeiten Provider mit der Polizei zusammen. In Deutschland gibt es ein Projekt namens ICTF (Internet Content Task Force), das allerdings nicht direkt mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeitet, sondern auf Anfrage reagiert. Geschulte Juristen machen hier Stichproben im Netz.
? Die Polizei sagt, schon wer im Netz nach Kinderpornos sucht, macht sich strafbar Was, wenn man zufällig darauf stößt?
Die Suche läßt sich nicht verbieten. Strafbar ist, solche Dateien auf den eigenen Rechner herunterzuladen. Im übrigen wird man kaum zufällig auf derartige Dateien stoßen. Die sind in der Regel nur geschlossenen Zirkeln von Leuten zugänglich, die sehr genau wissen, was sie da tun.
., Fragen: Michael Steininger
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