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  • Kultur
  • POLITIK als (schlechtes) THEATER

Im Spiegelkabinett

  • Hans-Dieter Schutt
  • Lesedauer: 2 Min.

liert. Demjenigen, der dieses Buch liest, wird im nachhinein (An-)Teilnahme am Rausch jener soeben absolvierten deutschen »Schicksalswahl« schlichtweg peinlich erscheinen. Denn Meyer beweist die alltägliche Gefährdung von Demokratie die darin besteht, daß wir immer weniger durch Argumente überzeugt werden, von denen Mündigkeit und Rationalität des politisch handelnden Bürgers abhängen. Was

Thomas Meyer / Martina Kampmann: Politik als Theater Die neue Macht der Darstellungskunst. Aufbau Verlag, Berlin 1998. 144 S.. br.. 29.80 DM.

an die Stelle der Argumente tritt, sind Image-Bilder, ist »theatralisches Vorspielen von Tugenden und Eigenschaften« jeweiliger Redner. Event statt Programm. Durchgehend. Was zum Bei-

spiel in der PDS nicht selten dazu führt, den Bestand der Partei noch immer wesentlich an die Medien-Präsenz eines Gregor Gysi zu binden. Das Vertrauen in die Bilder des Vor-Mannes als Besänftigung der Furcht vor einer instinktiv gefühlten rhetorischen Grauzone hinter ihm.

Die innere Zerrissenheit der PDS dokumentiere, so Meyer, daß sie »eine andere Partei ist als der alte dogma-

stimmung rasch die Selbstinszenierung wird, nur dafür gemacht, Anerkennung zu erheischen. Kann also die Selbstbestimmung tatsächlich die Alternative zur Fremdbestimmung sein? Schmidt: »Ungleich anziehender als Selbstbestimmung erscheint mir etwas, das ich Eigenwilligkeit, Eigensinn und Eigenständigkeit nenne.« Eigenwillig waren zum Beispiel die Frauen, die zuerst Hosen trugen. Eigenwillig war' auch Nietzsche. Und: »Marx war eigenwillig.« Schmidt resümiert: »Weil es hierzulande so ungeheuer viel Selbstbestimmung gibt, deshalb gibt es so wenig fundamentale, aus den Angeln hebende Kreativität.«

Unstillbare Lust am Denken, die gewillt ist, Grenzen zu überschreiten, spricht aus Schmidts Essays.

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