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  • Politik
  • »Pop-Odyssee« auf 3sat The House of Rising Punk

»CBGB«-Die Wiege einer Musikrevolte

  • Christoph Nitz
  • Lesedauer: 3 Min.

a ngetreten waren sie um die Herr-ZA schaft der »langweiligen alten Für-?*? ^“ze«, der Stadionbombastrocker wie America oder Emerson, Lake & Palmer, zu beenden. Mit dem Auftreten der Sex Pistols trat eine Ära der Musikgeschichte für jeden unübersehbar ihren weltweiten Siegeszug an - mit Auswirkungen bis zum heutigen Tag. Doch die Geschichte des Punk-Rock begann nicht im London der späten 70er Jahre, sondern 1973 mit der Öffnung eines finsteren Clubs in New Yorks Bowery, dem »CBGB«. Ihre ersten Liveerfahrungen sammelten auf den vergammelten Brettern dieser Musikka-

schemme so unterschiedliche Punk- und New Wave-Legenden wie Patti Smith, Talking Heads, Blondie, Ramones, Richard Hell und viele viele andere. Die Buchstaben »CBGB« wurden weltweit zum neuen Alphabet einer neuen Musikbewegung.

20 Jahre nachdem die schroffen Drei-Akkord-Song- und Soundattacken der ersten Generation des Punkrock das System der Musikentertainmentwelt kurzzeitig zum Wackeln brachten - sogar die drogenumnebelten Rolling Stones erwachten

aus ihrer Goldenen-Käfig-Phase und lie-ßen ihre Gitarren wieder härter knarren - bietet »The House of the Rising Punk« einen liebevollen Blick zurück. Der einstündige Dokumentarfilm fängt mit einer Unzahl bislang unbekannter Filmdokumente aus den frühen 70er Jahren die Entstehungsgeschichte einer Musikrevolte ein. Als die Sex Pistols ihren weltweiten Siegeszug antreten, ist die beste Zeit des Ur-Punk schon vorbei.

Deren Manager Malcolm MacLaren hatte als Betreuer der New York Dolls die Szene um das »CBGB« genau studiert und mit den Engländern John Lydon alias Johnny Rotten, Sid Vicious, Paul Cook und Steve Jones als Darsteller haargenau kopiert und in kalkulierten Dosen auf den Markt geworfen. Erstaunlich, daß es erst einer reimportierten Kopie des Orginals bedurfte, um der rauhen, harten und ehrlichen Musik des Punkrock zum Erfolg zu verhelfen. Der Film fängt mit harten Schnitten und dem kurzweiligen Wechsel zwischen Interviews der wichtigsten Zeitzeugen und Film- und Musikdokumenten die Aufbruchstimmung glänzend ein. Traurig nur, wenn man den Dee Dee Ra-

mone von heute sieht und nur Sekunden später Bilder der Ramones vor 20 Jahren - das Leben auf dem Punk-Highway hinterläßt grausame Spuren. Die Jugend ist eine Maske - aber sie hält nicht lange an, sagte an anderer Stelle einer der »alten Fürze«, und nahm die Zukunft der Punkrebellion vorweg. Wenn heute Bands wie Die Ärzte oder Die Toten Hosen ihre schlager-und erfolgsorientierte Weichspülervariante des einst eruptiven Musikbefreiungsschlages als unfreiwillige Karikatur unter rhythmischen Klatschchören ihrer meist betrunkenen Anhänger zur Aufführung bringen, wird deutlich, daß auch Musikrevolten von der Macht der Unterhaltungsindustrie gebrochen werden - und nicht umgekehrt. Heute abend um 21 Uhr hat man die Gelegenheit, einen unverstellten Blick auf die unschuldigen ersten Schritte dieses Genres zuwerfen. Eine der seltenen Stunden guten Musikfernsehens in einer Zeit der Videoclips.

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