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Mordprozess wurde vertagt

Erste Zeugin sagte für den Angeklagten aus

  • Lesedauer: 2 Min.

(ADN). Im Prozess gegen den mutmaßlichen Drei-

fachmörder aus Dallgow-Döberitz (Havelland) hat das Landgericht Potsdam am Dienstag die Beweisaufnahme fortgesetzt. Nach rund viereinhalb Stunden musste die Verhandlung jedoch kurzfristig vertagt werden, weil der Verteidiger des Angeklagten Olaf L., Ralf Symanzick, wegen Kreislaufbeschwerden zusammengebrochen war und ins Krankenhaus gebracht werden musste. Zu Beginn des dritten Verhandlungstages war ein Antrag der Verteidigung, den Prozess vor dem Landgericht Potsdam zu unterbrechen, zurückgestellt worden. Die Verteidigung hatte ihren Unterbrechungsantrag damit begründet, dass mit den in der vergangenen Woche vor Gericht gezeigten Polizeivideos Zeichnungen von der Wohnung aufgetaucht seien, die

am Tatort von Gutachtern angefertigt wurden. Damit habe man neue Beweismittel zu dem Fall erhalten, die der Verteidigung bislang nicht bekannt gewesen seien. Diese müssten erst ausgewertet werden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft seien die in dem Video gezeigten Zeichnungen jedoch keine Beweismittel, sondern nur zur Anfertigung eines Gutachtens notwendig. Richter Horst Barteides lehnte den Antrag mit der Begründung ab, dass die Zeugenvernehmungen nicht im Zusammenhang mit dem Tatort stünden.

Bei der anschließenden Vernehmung von vier weiteren Zeugen sagte erstmals eine Entlastungszeugin aus. Die 46-jährige Kellnerin Lya H., die in einem Lokal in Dalgow-Döberitz arbeitet, will am 18. Juni 1998 eines der Opfer, Sascha P., in dem Lokal gesehen haben. Der Zehnjährige habe gegen 19.30 Uhr mit einem weiteren »kleinen Jungen« ein Eis bei ihr gekauft. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37jährigen Angeklagten hingegen vor, seine 44-jährige Lebensgefährtin Gabriele P

und deren beiden Kinder, darunter Sascha P., in der Nacht vom 16. auf den 17 Juni heimtückisch ermordet zu haben.

Lya H. sagte ferner aus, dass Olaf L. am Morgen des 17 Juni zum Kaffeetrinken in das Lokal gekommen sei. Dabei hatte er angedeutet, dass er »wegen eines größeren Auftrags« möglicherweise einige Tage verreisen musste.

Neben Lya H. wurden am Dienstag drei weitere Zeugen aus dem Bekanntenkreis von Gabriele P und L. gehört. Sie konnten aber weder zum Tathergang noch zu den familiären Verhältnissen zwischen den Angeklagten und den Opfern konkrete Angaben machen. Nur eine Lehrerin der getöteten Tochter Grit P., Ivonne R., hatte nach ihren Aussagen in den Monaten vor der Bluttat einen erheblichen Rückgang der Schulleistungen bei der 14-Jährigen festgestellt. Sie will den Angeklagten am Morgen des 17 Juni in der örtlichen Sparkassenfiliale gesehen haben. Er soll mit dem Rücken zu ihr am Geldautomaten der Bank gestanden haben.

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