Kein rotes Kreuz

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.
Gut eineinhalb Jahre verspätet wurde gestern der Schlussbericht zum Thema »Schweiz-Südafrika« vorgelegt. Die Verzögerung mag ihren Grund darin haben, dass politisch interessierte Eidgenossen noch nicht verkraftet haben, was die Bergier-Kommission vor rund zwei Jahren über die Kollaboration der Schweiz mit Nazideutschland offen gelegt hat. Nun ist belegt, die Schweiz stützte das Apartheid-Regime in jeder nur möglichen Weise. Bis zum Anschlag reizte man die ohnehin weit gefassten rechtlichen Möglichkeiten aus, lieferte Waffen, verbandelte Geheimdienstler, unterstützte den Bau der Atombombe und hielt den Rassisten - so weit man es vermochte - Menschenrechtler vom weißen Leib. Gnadenlos beteiligte sich die Schweiz an der Ausbeutung Namibias. Das Loblied auf die eigene Demokratie? Fürs Kap galten andere Töne. Man ging davon aus, dass, so lange in Südafrika Diktatur herrscht, sich weder Chaos noch Kommunismus breit machen und die Geschäfte stören können. Es ist erschreckend, die Parallelen zwischen dem Bergier-Bericht und den jüngsten Offenlegungen über Schweizer Gewissenlosigkeit zur Kenntnis zu nehmen. Doch so funktioniert nun einmal gewöhnlicher Kapitalismus. Die Schweizer Flagge hat schließlich auch ein weißes Kreuz auf rotem Grund, nicht umgekehrt.

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