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CDU im Nebel

Gabriele Oertel über christdemokratische Minderwertigkeitskomplexe

  • Lesedauer: 2 Min.

Nach der Oberbürgermeister-Wahl in Stuttgart stochert die CDU tüchtig im Nebel. Befürworter eines Modernisierungskurses wie Bewahrer des konservativen Profils sehen sich durch die Schlappe der Partei im Ländle in ihren weit auseinander klaffenden Forderungen bestätigt. Nur wenn die CDU alte Zöpfe endlich konsequent abschneidet, wird sie - insbesondere für städtische Wähler - attraktiv werden, sagen die einen. Nur wenn sie ihren christlich-bürgerlichen Traditionen treu bleibt, kann sie punkten, sind sich die anderen sicher. Konzentration auf die Wechsel- oder auf die Stammwähler - das ist letztlich die Frage, die die Christdemokraten nicht erst seit vergangenem Sonntag umtreibt.

Von den einen ob ihrer Zögerlichkeit kritisiert, von den anderen der Sozialdemokratisierung geziehen, versucht CDU-Chefin Angela Merkel seit Jahren einen anstrengenden Spagat zwischen den etwas moderneren und den weniger modernen Christdemokraten. Mit einigem Erfolg. Der sogenannte Berliner Kreis der Unzufriedenen bekam letztlich die eigene Quadratur nicht hin und die kürzlich aufgetauchte Wahlalternative bislang über einen Gründungsaufruf nicht hinaus. Doch auch wenn die Kanzlerin mangels von ihr entsorgter oder sich entsorgender Alternativen seit Jahren unangefochten die Nummer 1 in der CDU ist und immer wieder des Gegrummels an der Basis und in den Gremien Herr oder besser Dame wurde - wie Denkmäler über Nacht geschliffen werden, hat sie höchstselbst an ihrem Ziehvater Helmut Kohl vorexerziert.

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