Nicht ausgeschlossen

Ingolf Bossenz über die Trennung der Piusbruderschaft von Bischof Richard Williamson

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Piusbruderschaft hat sich von Bischof Richard Williamson getrennt. Die demonstrative Renitenz des britischen Holocaustleugners, der seit Jahren deutsche Gerichte beschäftigt, wurde selbst dieser ideologisch nicht gerade zimperlichen Truppe zu viel. Er habe »sich geweigert, den Respekt und den Gehorsam zu bezeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet«, heißt es in einer Erklärung der Vereinigung. Benedikt XVI. sah das bekanntlich Anfang 2009 anders, als er die Exkommunikation von vier Pius-Bischöfen, unter ihnen Williamson, aufhob und sie in den Schoß der Una Sancta zurückführte.

Auch wenn der Papst, wie er behauptet, zu diesem Zeitpunkt wirklich nichts von den jüngsten Äußerungen Williamsons wusste: Der Mann hatte bereits 20 Jahre zuvor gepredigt, die Juden hätten »den Holocaust nur ausgedacht«, und später keine Anzeichen erkennen lassen, dass er dieser Auffassung nicht mehr anhänge. Zudem wusste Ratzinger aus seiner Zeit als Glaubenspräfekt bestens Bescheid über die reaktionären Pius-Eiferer, denen die Konzilsbeschlüsse zur Aussöhnung mit dem Judentum sowie anderen Religionen eher als Verrat denn als Fortschritt gelten und deren Trachten die Theokratie bedeutend näher steht als die Demokratie.

Benedikt XVI. scheint derlei weit mehr zu billigen, als dass er es nur billigend in Kauf nimmt. Zwar wird man im Vatikan froh sein über Williamsons Rausschmiss. Doch der Mann ist durchaus Fleisch vom Fleische seiner Brüder. Der nächste Skandal ist damit nicht ausgeschlossen.

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