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Kostas Vaxevanis / Der Journalist stand in Griechenland vor Gericht
Kostas Vaxevanis hatte eine Liste mit 2059 mutmaßlichen Steuersündern veröffentlicht, die Gelder aus Griechenland in die Schweiz überwiesen haben sollen. Dafür drohten ihm drei Jahre Haft. Am Donnerstag, dem ersten Prozesstag, wurde das Verfahren jedoch eingestellt.
Die Anklage wegen Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz war weder der erste noch der schlimmste Angriff, dem der nun auch international bekannt gewordene Investigativjournalist ausgesetzt war. Erst im September entging der in Mytilini auf der Insel Lesvos geborene 46-Jährige einem Anschlag. Unbekannte hatten ihm in seinem Haus aufgelauert. Der Journalist vermutete einen Mordanschlag nach Enthüllungen in dem von ihm seit April herausgegebenen Athener Magazin »Hot Doc«.
Seine journalistische Karriere begann Vaxevanis, der in den 90ern auch als Fernsehreporter aus Kriegsgebieten berichtete, 1988 bei der Tageszeitung der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE), »Rizospastis«. In der Folge schrieb er für diverse griechische Zeitungen. Der Durchbruch gelang ihm nach der Jahrtausendwende mit der im Staatsfernsehen und im privaten Kanal Alpha ausgestrahlten politischen Magazinsendung »Die Büchse der Pandora«. Die von ihm angepackten »heißen Eisen« brachten dem selbstbewussten Medienarbeiter landesweite Anerkennung, aber auch heftige Anfeindungen von angegriffenen Politikern, Unternehmen, Kollegen und anderen bekannten Persönlichkeiten ein. Im Oktober 2011 wurde die Sendung eingestellt, nachdem Vaxevanis dem damaligen Finanzminister und Vizepremier der Regierung Papandreou, Evangelos Venizelos, Bankguthaben über drei Millionen Euro vorgeworfen hatte.
Die Veröffentlichung der in Griechenland als »Liste Lagarde« bezeichneten Informationen, die die damalige französische Wirtschaftsministerin und heutige Chefin des Weltwährungsfonds, Christine Lagarde, bereits 2010 ihrem Amtskollegen Giorgos Papakonstantinos übergeben hatte, ist also nur der jüngste Coup des eifrigen Enthüllungsjournalisten.
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