Takkos Mode kam aus chinesischen Gefängnissen

Jeder fünfte Produktionsort wird nicht kontrolliert

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (nd-Poelchau). Takko wollte billige Kleidung verkaufen, die fair produziert wurde. Einem Bericht des »Spiegel« zufolge ließ der Textil-Discounter jedoch Tausende Jacken und Oberteile in chinesischen Gefängnissen produzieren. Damit verstößt das Unternehmen gegen seine eigenen Grundsätze. Erst im Oktober 2011 trat es der »Fair Wear Foundation« bei, einer internationalen Organisation zur Überwachung und Verbesserung von Arbeitsbedingungen in der Textilproduktion.

Über 50 000 Jacken und Tops bestellte Takko bei der Global Fashion Support GmbH (GFS), die deutschen Modehäusern Produktionsstätten in Asien vermittelt. Dass dies auch chinesische Haftanstalten waren, will Takko erst letzten Mittwoch auf Anfrage des »Spiegel« erfahren haben. »Der dargelegte Fall widerspricht in jeder Facette unseren Standards und Werten«, schreibt der Textilhändler in einer Stellungnahme. Die Produktion in Gefängnissen verstoße grundsätzlich gegen die Abmachungen. Das Unternehmen erklärte, bereits rechtliche Schritte gegenüber dem Lieferanten zu prüfen. Die Hamburger GFS schiebt die Schuld auf den chinesischen Lieferanten. Als man von der Gefängnisproduktion erfuhr, habe man alle Arbeitsverträge mit der Shanghaier Dependenz der Dr. Rehfeld Fashion AG, dem Mutterkonzern der GFS, gekündigt. Dies sei bereits am 5. Dezember 2011 gewesen, teilte die Firma mit.

Allerdings räumte Takko ein, dass es derzeit nur etwa 75 bis 80 Prozent seiner Produktionsorte kenne. »Der Fall macht deutlich, wie wichtig die Transparenz über die Bedingungen der Zuliefererketten ist«, sagte Berndt Hinzmann von der »Kampagne für saubere Kleidung«. »Takko ist jetzt noch viel mehr herausgefordert, Verletzungen der Menschenrechte bei der Arbeit nicht zuzulassen und sicherzustellen, dass Standards der Internationalen Arbeitsorganisation wie das Verbot von Zwangsarbeit eingehalten werden.«

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