Fracking-Alarm im Norden

Protest gegen umstrittenes Öl-Förderverfahren

  • Dieter Hanisch, Bad Segeberg
  • Lesedauer: 3 Min.
In Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt es bereits Bürgerinitiativen mit mehreren tausend Mitgliedern gegen das Vorhaben, Erdöl und Erdgas mit Hilfe des Fracking-Verfahrens zu fördern. Jetzt formiert sich auch in Schleswig-Holstein Widerstand.

Die Energie-Multis sitzen in Kanada und damit weit weg. Sie wittern das große Geschäft nun auch in Schleswig-Holstein: Jetzt ist durchgesickert, dass auch im nördlichsten Bundesland nach Erdöl- und Erdgasreserven gesucht werden soll, beim zuständigen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie im niedersächsischen Clausthal-Zellerfeld sind demnach Erkundungsarbeiten im Kreis Segeberg und im Kreis Herzogtum-Lauenburg beantragt worden.

Gefahr für das Trinkwasser

In beiden Gebieten stoßen die Pläne auf Widerstand. Dort fürchtet man sich vor möglichen gefährlichen Folgen des sogenannten Frackings. Bei diesem Verfahren wird Wasser unter Hinzuziehung von Chemikalien ins Erdreich gepresst, um Gesteinsschichten aufzubrechen. Insbesondere eine Kontaminierung des Grundwassers kann dabei erfolgen, was sich natürlich unmittelbar auf das Trinkwasser auswirken würde. Die Risiken werden auch in einem 466-seitigen Gutachten des Bundesumweltamtes und in einer Expertise des Landes Nordrhein-Westfalen beschrieben.

Hinter den aktuellen Anträgen für Erkundungsbohrungen und seismische Messungen, die sich auch auf die niedersächsischen Regionen Harburg, Lüneburg, Uelzen und den Heidekreis erstrecken, steckt die kanadische Firma PRD Energy aus Calgary, eine Tochtergesellschaft des US-Konzerns Exxon Mobile. In einer Werbebroschüre der Kanadier, die sich in Berlin von einer Anwaltskanzlei repräsentieren lassen, werden potenzielle Investoren mit einer Milliarde Barrel Rohöleinheiten gelockt, die angeblich auf ihre Förderung warten.

Die Kommunalpolitiker sind nun aufgeschreckt und fordern zum Beispiel im Kreis Herzogtum-Lauenburg eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Der Umweltausschuss des Kreises hat sich bereits mit der Materie beschäftigt, der Segeberger Umweltausschuss berät darüber in Kürze. Das antiquierte Bergrecht sieht aber eine gesetzliche Pflicht zur Einbeziehung der vor Ort Betroffenen nicht vor. Nun ergeht aus allen Parteien die Forderung an das Umweltministerium in Kiel, über eine Bundesratsinitiative gesetzlich nachzubessern, um nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.

Auf der vom 14. bis 16. November anstehenden Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern unter Vorsitz von Schleswig-Holstein in Kiel steht das Thema Fracking auf der Tagesordnung. Es geht dabei um ein einheitliches Vorgehen der Länder, denn die Problematik dürfte angesichts zurückgehender Erdöl- und Erdgasvorkommen auch noch auf Gebiete zukommen, die bislang noch nicht mit der umstrittenen neuartigen Förderpraxis in Berührung gekommen sind.

Verbot in Frankreich

Die Proteste gegen das Fracking-Verfahren werden nun jedenfalls auch den Norden erreichen. In Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt es bereits Bürgerinitiativen mit mehreren tausend Mitgliedern. Schon jetzt wird das Förderverfahren vielerorts parteiübergreifend abgelehnt. In Frankreich hat der Gesetzgeber der Technologie wegen der nicht absehbaren Folgen bereits einen Riegel vorgeschoben. Dort ist das Fracking verboten.

Informationen imm Internet unter: www.gegen-gasbohren.de

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