Der Falsche

Roman Maria Koidl war für sehr kurze Zeit Berater von Peer Steinbrück

Unter »News« stehen auf seiner Homepage Nachrichten über ihn und seine Bücher. Die beiden letzten lauten: »Koidl wird Steinbrück-Berater« vom 19. November und »Koidl legt Beratungsmandat nieder« vom 21. November. Letzteres ist eine persönliche Rücktrittserklärung, was die Überschrift in der dritten Person etwas merkwürdig erscheinen lässt. »Mit sofortiger Wirkung ziehe ich mich aus der Rolle des Beraters Online für die Wahlkampfkampagne von Peer Steinbrück im Herbst 2013 zurück«, schreibt Roman Maria Koidl, Unternehmer, Autor, Betreiber der Kunsthalle Koidl in Berlin.

2010 erschien sein Bestseller »Scheißkerle - Warum es immer die Falschen sind«. In dem Buch geht es zwar darum, warum Frauen es so schwer haben, einen Mann zu finden. Doch der Titel passt gerade so schön zur SPD. Weniger »Scheißkerle« natürlich, zumal sich Koidl sehr zuvorkommend verhalten hat: »Ich kann nicht vertreten, dass falsche und ehrverletzende Berichterstattung gegen mich eingesetzt wird, die darauf zielt, den Kandidaten Peer Steinbrück zu beschädigen.« Das ist derart zuvorkommend, dass er sogar derartiger Berichterstattung zuvorgekommen ist.

Schlagzeilen hätte es mit Sicherheit über Koidl gegeben, für einen stillen Arbeiter im Hintergrund ist die halbwegs schillernde Persönlichkeit nicht geeignet. Dabei wäre vermutlich die Tatsache, dass der 45-Jährige früher für zwei Hedgefonds tätig war, was besonders bei der SPD-Linken auf wenig Gegenliebe gestoßen ist, nicht das einzige gefundene Fressen für Journalisten und Opposition gewesen. Wie das »Handelsblatt« berichtet, sei Steinbrück vor Koidl gewarnt worden. »Die Personalie werde ihm ›Pech bringen‹, schrieb PR-Berater Moritz Hunzinger in einer Mail an Steinbrück, die dem Handelsblatt vorliegt. Koidl sei ›ein besonders unehrlicher Kaufmann seit früher Jugend‹, wie Hunzinger persönlich habe erleben müssen.«

Für den Kanzlerkandidaten ist die Causa Koidl in jedem Fall eine würdige Fortsetzung des bisherigen Pleiten-, Pech- und Pannen-Wahlkampfs. An dessen Ende dürfte sich auch die SPD-Basis fragen, »Warum es immer die Falschen sind«.

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