Noch ein Tunnel für München

Die Finanzierung für die zweite S-Bahn-Stammstrecke steht / Fertigstellung für 2020 geplant

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Lange war darum gerungen worden, jetzt soll der zweite Münchner S-Bahn-Tunnel tatsächlich gebaut werden. Die Finanzierung steht.

München (dpa/nd). Im jahrelangen Ringen um die Finanzierung des zweiten Münchner S-Bahn-Tunnels ist der entscheidende Durchbruch gelungen. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) verkündeten am Dienstag die endgültige Einigung mit dem Bund auf ein Finanzierungskonzept. Baubeginn soll 2014/15 sein, die Fertigstellung dann bis 2020.

Die Finanzierungslücke von zuletzt 700 Millionen Euro wird von Freistaat, Bund und Stadt gemeinsam geschlossen. Zum einen wird dafür ein Darlehen in Höhe von 492 Millionen Euro verwendet, das vom Münchner Flughafen zurückgefordert wird. 100 Millionen Euro steuert der Freistaat zusätzlich aus seinen eigenen Rücklagen bei. Und 108 Millionen Euro kommen nach Angaben Zeils zusätzlich vom Bund.

Zeil kündigte an, dass man schon kommendes Jahr endgültig Baurecht bekommen wolle. 2014 solle dann mit sogenannten Vorabmaßnahmen begonnen werden, 2015 mit den Bauhauptmaßnahmen. »Bis 2020« solle die zweite Stammstrecke fertig sein. »Das sollte realistisch sein nach den Plänen, die wir jetzt aufgestellt haben.«

Der zweite Münchner S-Bahn-Tunnel soll den Bahn-Regionalverkehr in ganz Südbayern entlasten. Mit geschätzten Kosten von zwei Milliarden Euro ist die geplante Röhre durch die Münchner Innenstadt das derzeit größte Verkehrsprojekt in Bayern. Bisher konnten die Pläne wegen der Finanzierungslücke nicht verwirklicht werden.

Die Grünen und die Freien Wähler im Landtag haben den geplanten Bau scharf kritisiert. Freie-Wähler-Fraktionschef Hubert Aiwanger nannte das Projekt ein »unfinanzierbares Hirngespinst« - und verglich es mit dem Transrapid, dem umstrittenen Donauausbau und der dritten Startbahn am Münchner Flughafen. Der Tunnel werde deutlich mehr als zwei Milliarden Euro kosten, sagte Aiwanger voraus und betonte: »Mit einem Bruchteil dieser Kosten könnte bei einem intelligenten Mitteleinsatz im Münchner S-Bahn-System mehr erreicht werden.«

Grünen-Fraktionschef Martin Runge forderte ebenfalls, es müsse Schluss sein mit »irrwitzigen Träumereien« und dem »Röhren-Wahnsinn«. »Die Kosten in Milliardenhöhe stehen in keinem tragbaren Verhältnis zum bescheidenen Nutzen, Brandschutz- und Sicherheitskonzept sind völlig unzureichend, und für Zigtausende von Fahrgästen würde es zu massiven Verschlechterungen in Form von zusätzlichen Umsteigezwängen und Taktausdünnungen kommen.«

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