Energie im Wellental

Umsteuern auf Zukunftstechnologie wird durch den EU-Haushaltsentwurf ausgebremst

  • Ralf Streck
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Länder Südeuropas könnten Vorreiter bei erneuerbaren Energien sein. Ein Strategiepapier von EU-Energiekommissar Günther Oettinger sah hier finanzielle Hilfen vor. Doch im EU-Haushaltsentwurf kommen solche Zukunftsinvestitionen zu kurz. Ein Problem für das Wellenkraftwerksprojekt Peniche in Portugal.

Neue Technologien wie das Wellenkraftwerk im portugiesischen Peniche brauchen meist staatliche Unterstützung. In der Nutzung von erneuerbaren Energien liegt für Krisenländer wie Portugal, Griechenland oder Spanien eine Chance, um aus der tiefen Wirtschaftskrise herauszukommen. So EU-Energiekommissar Günther Oettinger in einem Strategiepapier im Sommer 2012. Es sei »billiger, in erneuerbare Energien zu investieren, als Energie zu importieren«.

In Peniche, 90 Kilometer nördlich von Lissabon am Atlantik gelegen, wird derzeit an der Küste ein Pilotprojekt gestartet, um aus Wellenenergie Strom zu erzeugen. Anders als im baskischen Mutriku, wo seit gut einem Jahr das erste kommerzielle Wellenkraftwerk am Netz ist, sollen die Generatoren nicht in der Mole des Hafens Strom erzeugen. Die vom finnischen Unternehmen AW-Energy entwickelten »Waveroller« sollen am Meeresboden verankert werden und dort Strom produzieren. Entstehen wird der Wellenroller in der Werft des Ortes, wo kaum noch Schiffe gebaut werden. Finden die Werften kein neues Arbeitsfeld, müssen sie schließen. In Peniche setzt man auf Neuorientierung. Dabei sollen die Erfahrungen im Schiffbau zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen genutzt werden. Werftdirektor Álvaro Oliveira und Ingenieur Leocádio Costa glauben, dass ihre Idee erfolgreich ist, weil ihre Systeme 20 Meter unter der Meeresoberfläche Strom erzeugen. Sie bleiben über Wasser unsichtbar. Am Meeresboden sollen die Wellen die fast 90 Quadratmeter großen beweglichen Platten beim Anrollen und beim Abrollen der Wellen direkt hin und her klappen und über einen Hydraulikmotor einen Generator antreiben. Jeder Waveroller soll 100 Kilowatt Strom erzeugen.

Doch die Effektivität muss sich noch in der Praxis erweisen. Im baskischen Mutriku erfüllte das erste Betriebsjahr die Erwartungen nicht. Die Technik dort ist allerdings anders. Statt die Kraft der Wellen direkt anzuzapfen, wird das Wasser in Betonröhren gedrückt und im Wellental wieder herausgezogen. In den Röhren wird Luft komprimiert und zurückgesaugt und treibt so die Turbinen an. Statt der erhofften 660 000 wurden dort nur gut 200 000 Kilowattstunden erzeugt.

Drei 300-Kilowatt-Anlagen sollen in Peniche zunächst in den Probebetrieb gehen. Das ist zwar nur ein Viertel der Leistung eines modernen Windgenerators, kann aber eine Ergänzung für den künftigen Energiemix sein. Denn Wellenkraftanlagen liefern auch Strom, wenn keine Sonne scheint oder der Wind zu schwach ist. In Peniche hofft man, dass sich der Prototyp bewährt. Dann hat die Region, die traditionell vom Fischfang lebte, eine neue Zukunft.

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