Hausbank von Drogenbaronen

US-Behörden verhängen Milliardenstrafe gegen den britischen Finanzkonzern HSBC

  • Elisa Elschner, London
  • Lesedauer: 3 Min.
Wegen Geldwäsche für Drogenbosse und Verstoß gegen Sanktionen werden mehrere Großbanken in den USA zur Kasse gebeten.

US-amerikanische Behörden greifen durch: Zwei der größten britischen Banken, HSBC und Standard Chartered, müssen Bußgelder im Umfang von 1,9 Milliarden beziehungsweise 300 Millionen Dollar bezahlen. Den beiden Banken wird Geldwäsche und Verstoß gegen US-Sanktionen vorgeworfen.

Eine Untersuchung des Senats in Washington ergab, dass HSBC in den vergangenen Jahren Geldwäsche für mexikanische Drogenbosse betrieb, die zu diesem Zweck Konten bei der Bank in Mexiko und den USA nutzten. Demnach tarnte die Großbank Erträge aus kriminellen Aktivitäten, damit diese nicht mit Verbrechen in Verbindung gebracht werden konnten. Zudem soll HSBC bei der Überweisung einer Rekordsumme von über sieben Milliarden Dollar beide Augen zugedrückt und sich nicht nach dem Ursprung erkundigt haben.

Der Senat befand auch, dass HSBC Schutzmechanismen der USA gegen Geldwäsche wissentlich umging. Im Zuge dessen habe die Bank innerhalb von sieben Jahren 250 000 Überweisungen gebilligt, ohne deren Verbindungen mit Iran offenzulegen. Darüber hinaus versorgte HSBC Banken in Saudi-Arabien, die mit terroristischen Organisationen in Verbindung stehen sollen, mit Dollar und Finanzdienstleistungen.

HSBC räumte unzulängliche Kontrollen ein und entschuldige sich: »Wir übernehmen die volle Verantwortung für unsere Fehler in der Vergangenheit«, teile Vorstandschef Stuart Gulliver in einer Stellungnahme mit. Ihm zufolge hat die Bank in der Zwischenzeit 290 Millionen Dollar in die Verbesserung ihres Systems gegen Geldwäsche investiert. Zudem wurden einige der verantwortlichen Führungskräfte aufgefordert, früher erhaltene Boni zurückzuzahlen. Die HSBC-Gruppe hatte im November bekanntgegeben, 1,5 Milliarden Dollar für mögliche Bußgelder zurückzulegen.

Auch der niederländische Konzern ING musste wegen vergleichbarer Vorwürfe 619 Millionen Dollar zahlen. Und die britische Standard Chartered Bank teilte jetzt mit, sie habe sich mit den US-Behörden auf ein Bußgeld von 300 Million Dollar geeinigt. Zwischen 2001 und 2007 soll sie massiv gegen Sanktionen gegen Iran, Myanmar, Libyen und Sudan verstoßen haben. Die US-Regulierungsbehörde für Finanzdienstleistungen beschuldigte die Bank unter anderem, mehr als 60 000 Transaktionen mit Iran im Gesamtwert von über 250 Milliarden Dollar geheim gehalten zu haben.

US-Sanktionsregeln zufolge muss jeglicher Geldtransfer zwischen Ländern wie Iran und Sudan sowie den USA von den Finanzbehörden genehmigt werden. »Hätte die Bank die Überweisungen mit den korrekten Informationen getätigt, wären die Transaktionen höchstwahrscheinlich abgelehnt, gesperrt oder für weitere Untersuchungen gestoppt worden«, teilte das Justizministerium mit. Insgesamt zahlte Standard Chartered für seine Praktiken bisher 670 Millionen Dollar Bußgeld. Die Bank gibt an, ihre Arbeitsverfahren mittlerweile überholt zu haben.

Der New Yorker Bezirksanwalt Cyrus Vance Jr. betonte, dass Fälle wie die von HSBC und Standard Chartered zeigen, dass mehr Transparenz im internationalen Bankengeschäft benötigt wird.

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