Ansichtssache

Grit Gernhardt über die aktuellen Erwerbslosenzahlen

  • Lesedauer: 2 Min.

Einen deutschen Wirtschaftsminister zufriedenzustellen, ist mitunter nicht ganz einfach, aber die aktuellen Erwerbslosenzahlen schafften es dennoch. Dass diese sich nämlich trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Dezember nur leicht erhöht hätten, steigere die Chancen der deutschen Wirtschaft, die gegenwärtige Schwächephase bald wieder hinter sich zu lassen, ließ Philipp Rösler (FDP) am Donnerstag verlauten.

In vielen Ländern der Eurozone hingegen werden solche Worte aus dem Land, dessen Wirtschaftsstrategie den größten Anteil am Ausbruch der gegenwärtigen Krise hat, höchstens Empörung auslösen. Denn der Höhepunkt der Erwerbslosigkeit steht den meisten Eurostaaten noch bevor. Nach Zahlen der Unternehmensberatung Ernst & Young werden in der zweiten Hälfte des angelaufenen Jahres 20 Millionen Menschen in der Eurozone keinen Job haben - ein weiterer trauriger Rekord und eine existenzielle Bedrohung für Millionen von Familien.

Wozu Verzweiflung und ökonomische Not führen können, zeigen derzeit hunderttausende Obdachlose in Griechenland, italienische Jugendliche auf Jobsuche in Deutschland und die steigende Selbstmordrate in Spanien, wo viele Erwerbslose keinen anderen Ausweg mehr sehen.

Ob all jene Hoffnung aus der Aussage der Unternehmensberater ziehen können, dass die Eurozone 2014 bei der Arbeitslosigkeit immerhin »das Schlimmste hinter sich haben« wird, darf stark bezweifelt werden. Aber Hauptsache, Herr Rösler ist nicht unzufrieden.

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