Familie von Gazale Salame weiter getrennt

Formalitäten und Feiertage verzögern Rückkehr der abgeschobenen Kurdin nach Deutschland

  • Reimar Paul
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen: Gazale Salame hatte 17 Jahre in Deutschland gelebt, im Februar 2005 wurde die schwangere Frau mit ihrer einjährigen Tochter in die Türkei abgeschoben. Bis Weihnachten sollte sie nun zu ihrem Mann und ihren zwei weiteren Kindern zurückkehren dürfen. Doch die Ausstellung der Papiere dauert länger als gehofft.

Die Rückkehr der vor acht Jahren in die Türkei abgeschobenen Kurdin Gazale Salame und ihrer beiden jüngsten Kinder nach Deutschland zieht sich länger als erwartet hin. Der niedersächsische Landtag hatte im Dezember mit den Stimmen aller Parteien den Weg für eine Zusammenführung der getrennten Familie noch bis Weihnachten frei gemacht. Wegen der Feiertage sei es zu erheblichen Verzögerungen bei der Abwicklung der Formalitäten gekommen, sagt der Geschäftsführer des niedersächsischen Flüchtlingsrates, Kai Weber. Der Ehemann von Gazale Salame lebt mit zwei weiteren gemeinsamen Kindern in Hildesheim.

Den Vereinbarungen zufolge soll zunächst die älteste Tochter eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland bekommen. Die Pässe für die 15-jährige Amina und ihre 13 Jahre alte Schwester Nura liegen in der türkischen Botschaft in Berlin und können dort heute abgeholt werden. Beide Mädchen waren in der Schule beziehungsweise im Kindergarten, als ihre Mutter vor fast acht Jahren abgeschoben wurde - schwanger und mit ihrer damals einjährigen Tochter Schams.

Erst nach Erteilung der Aufenthaltserlaubnis für die Töchter könne ein Visumsantrag für Gazale Salame gestellt werden, erläutert Weber das weitere Prozedere. Die Staatskanzlei in Hannover sei hier »in der Pflicht«, mit der deutschen Vertretung in Izmir die Formalitäten für die Erteilung des Visums durch die Botschaft in Ankara zu klären. Salame werde dann einen Termin zur Vorsprache erhalten. »Erst nach Erteilung des Visums kann ein Flug für die Rückkehr von Gazale, Schams und dem in der Türkei geborenen Sohn Gazi nach Deutschland gebucht werden.«

Vater Ahmed Siala reagiert gefasst auf die neuerliche Verschiebung. »Ich glaube es ohnehin erst, wenn ich meine Frau und die Kinder mit eigenen Augen auf deutschem Boden sehe, vorher nicht«, sagt er. Siala arbeitet im Kreis Hildesheim als Schlachter, die älteren Töchter kann er von dem Lohn durchbringen. Für eine sechsköpfige Familie reicht der Verdienst aber wohl nicht. Ein Unterstützerkreis um Kai Weber, die Hildesheimer SPD-Landtagsabgeordnete Jutta Rübke und Aktive aus örtlichen Kirchengemeinden hat sich verpflichtet, ein Jahr lang für die zusätzlichen Kosten aufzukommen. In dieser Zeit soll die durch die Trennung psychisch beeinträchtigte Frau eine Arbeit finden.

Hilft auch das Land Niedersachsen der Familie? Eine Anfrage dazu an das Innenministerium in Hannover blieb unbeantwortet. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte Minister Uwe Schünemann jedwede staatliche Unterstützung verneint. »Ein Zuzug in das Sozialsystem kommt nicht in Frage«, erklärte der CDU-Politiker.

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