Kairoer Küsse

Roland Etzel über palästinensische Versöhnungsbekundungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Palästinensische Versöhnungsbekundungen gab es in jüngster Zeit nicht wenige. Ihre Verlässlichkeit war in aller Regel gering. So ist man auch jetzt kaum geneigt, die Bruderküsse von Kairo zwischen Fatah-Chef Mahmud Abbas und dem Exil-Chef der Hamas, Chaled Maschaal, als Beweis künftiger Gemeinsamkeit zu werten. Tief noch klafft der Riss vom Juni 2007, als sich die Milizen beider Seiten im Gaza-Streifen eine blutige Schlacht lieferten. Abbas‘ Leute hatten fortan in Gaza nichts mehr zu sagen - und umgekehrt die Hamas nichts in Ramallah.

Begegnungen führender Vertreter der beiden großen palästinensischen Bewegungen gab es danach durchaus, ohne erkennbare Resultate. Wie auch? Es trennt sie mehr als der Zusammenprall von 2007. Die Fatah ist von jeher säkular orientiert, mit teilweise sozialistischen Einsprengseln. Hamas dagegen blickt nach Mekka, sieht sich in der politischen Ausrichtung sehr deutlich dem sunnitischen Islam verpflichtet.

Was der arabische Frühling alles war, darüber gibt es divergierende Ansichten. Unstrittig aber ist er ein islamischer - mit neuen Antworten auf ungelöste Nahostfragen. Mursi, der ägyptische Muslimbruder als Präsident, hat die Hamas schon 2011 aus dem Status der verfemten Desperados geholt und bleibt auf diesem Kurs. Katar winkt ihnen mit Petrodollars. Die bleiernen Jahre der arabischen Gleichgültigkeit gegenüber den palästinensischen Angelegenheiten scheinen vorbei. Das macht der Aussöhnung Beine, unter welchen Vorzeichen auch immer.

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