Venezuela: Mehr als 60 Tote in Gefängnis
Entwaffnung rivalisierender Banden außer Kontrolle / Untersuchung eingeleitet
Barquisimeto (Agenturen/nd). Bei schweren Auseinandersetzungen unter Häftlingen des Gefängnisses Uribana im Bundesstaat Lara im Nordwesten Venezuelas und dem darauffolgenden Einsatz der Nationalgarde sind mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen. Berichten zufolge wurden 120 weitere verletzt. Angehörige versuchten verzweifelt, an Informationen über das Schicksal der Inhaftierten zu kommen. Die Opposition warf der Regierung in Caracas „Unfähigkeit“ vor.
Diese wiederum leitete eine Untersuchung der Vorfälle ein. Nach Angaben der für die Haftanstalten des Landes verantwortlichen Ministerin Iris Varela entschlossen sich die Behörden zum Eingreifen, nachdem sie Hinweise erhalten hatten, dass Zusammenstöße zwischen rivalisierenden Banden drohten beziehungsweise schon im Gange seien, die um die Vorherrschaft in der Haftanstalt kämpfen. Als die Behörden eine Durchsuchung der Zellen starteten, um nach illegalen Waffen zu suchen, sei dann die schwere Meuterei ausgebrochen.
Nach Angaben des Internetportals amerika21.de seien die Einsatzkräfte damit konfrontiert gewesen, „dass der private Fernsehsender Globovision die bis dahin geheim gehaltene beabsichtigte Inspektion bereits öffentlich gemacht hatte. Auch soziale Netzwerke und die Webseite der Tageszeitung El Impulso infomierten darüber“, schreibt das Portal. Ministerin Varela wird mit den Worten zitiert, diese Veröffentlichungen seien „zweifellos“ als Ursache einer „Explosion der Gewalt“ anzusehen.
Im Fernsehen waren später Bilder zu sehen, wie blutende Häftlinge aus dem Gefängnis getragen wurden. Einheiten der Nationalgarde umstellten das Gebäude. Später verlautete aus Kreisen der Strafvollzugsbehörden, die Einheiten seien auf das Gelände vorgedrungen und hätten damit begonnen, sämtliche Insassen in andere Gefängnisse zu verlegen.
In Venezuelas Gefängnissen kommt es immer wieder zu Gewalt und Aufständen. Die Haftanstalten des südamerikanischen Landes gelten als chronisch überfüllt. Nach Regierungsangaben sind dort rund 50.000 Menschen inhaftiert, obwohl sie eigentlich nur für 14.000 Insassen ausgelegt sind.
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