Europa im Familienstreit
Debatte über die Gleichberechtigung von Homosexuellen
Berlin (nd). Frankreich steckt in der Krise. Doch wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Fragen stehen dieser Tage hinten an. Der Streit über die Gleichberechtigung Homosexueller bei Heirat und Familiengründung überschattet alle finanziellen Probleme. Im Wechsel waren Gegner und Befürworter der sogenannten Homo-Ehe an den vergangenen Wochenenden immer wieder auf den Straßen, allen voran in der Hauptstadt Paris, aber auch in anderen Großstädten wie Lyon (Foto). Ab heute debattiert die Nationalversammlung über das Gesetzesvorhaben. Dabei ist Frankreich bereits 1999 einen wichtigen Schritt zur Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans und Intersexuellen (LGBTI) gegangen, indem es die eingetragene Lebenspartnerschaft einführte.
In vielen Ländern Osteuropas ist selbst die in weiter Ferne, wie die Ablehnung im polnischen Parlament am Freitag zeigte. Andere europäische Länder sind da weiter. In den Niederlanden, Spanien und Schweden können homosexuelle Paare seit Jahren kirchlich heiraten und Kinder adoptieren. Diese Staaten seien näher an Gleichstellung, »aber es gibt kein Land in Europa, das volle Gleichberechtigung gewährt«, sagt der Politikwissenschaftler Joël Le Déroff im nd-Interview. »Die Gleichstellung der Partnerschaften würde ein Modell von Familie schaffen, in dem es keine besondere Rolle mehr für Mann und Frau gibt, sondern die beiden Rollen gleich sein können«, erklärt Le Déroff die großen Widerstände. Der Experte für nationale und europäische Regelungen zur Gleichstellung von LGBTI bei dem europaweit agierenden Verband ILGA-Europe glaubt, es habe nie revolutionäre Schritte bei der Gewährung von Grundrechten gegeben, »ohne dass darüber große Debatten in der Gesellschaft stattfanden«
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.