Wirtschaftsmotor für Brandenburg

  • Ralf Holzschuher
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn der Kabarettist Rainald Grebe seine bekannte Hymne über die Mark Brandenburg anstimmt und über die weniger werdenden Menschen im weiten Land singt, kann er die Brandenburger Gemeinde Schönefeld wohl nicht gemeint haben. Hier, am südlichen Rand der Bundeshauptstadt, pulsiert das Leben. Hier wachsen stetig neue Einfamilienhäuser in die Höhe.

Schönefeld gehört seit Jahren zu den am schnellsten wachsenden Gemeinden in ganz Brandenburg. Allein in den letzten fünf Jahren ist die Einwohnerzahl um fast zehn Prozent nach oben geschnellt. Die Grundstückspreise wachsen ebenso wie die Anzahl neuer Gewerbebetriebe. Die Gemeindekasse ist gut gefüllt, die Arbeitslosigkeit pendelt zwischen drei und vier Prozent - ein Wert, bei dem Ökonomen von Vollbeschäftigung sprechen. Selbst im wirtschaftlich starken Umkreis Berlins ist diese Entwicklung ziemlich einzigartig.

Der rasante Aufstieg Schönefelds kommt nicht von ungefähr. Kein Wunder, profitiert die kleine Gemeinde doch unmittelbar vom größten Infrastrukturprojekt in ganz Ostdeutschland, dem neuen Hauptstadtflughafen BER. Etwa 40 000 Menschen werden nach der Eröffnung hier ihren Arbeitsplatz finden. Nicht nur Schönefeld wird aus dem neuen Flughafen Kraft schöpfen. Der Erfolg des BER wird eine Strahlkraft an neuer Wertschöpfung und neuen Arbeitsplätzen entfalten, von der auch entfernte Regionen wie der Barnim oder die Lausitz profitieren werden. Deshalb ist der Erfolg dieses Flughafens so wichtig für unser Land. Deshalb muss er fertig gebaut werden und so schnell wie möglich in Betrieb gehen. Es geht um die wirtschaftliche Entwicklung Brandenburgs und damit um die Zukunft unseres Landes.

Sicher, die aktuelle Situation an unserem neuen Hauptstadtflughafen ist alles andere als ein Ruhmesblatt. Der BER ist vorerst zu einem negativen Symbol geworden. Auch ich frage mich natürlich, wie es sein kann, dass kilometerlange Kabelleitungen falsch verlegt wurden, wie Baufirmen offenbar ungehemmt entgegen den genehmigten Plänen bauen konnten, warum es namhaften deutschen Firmen nicht gelingt, einen funktionstüchtigen und genehmigungsfähigen Brandschutz zu installieren oder warum all diese gravierenden Mängel von den zahlreichen Spezialisten auf der Baustelle so lange übersehen wurden. Noch können wir darauf keine abschließenden Antworten geben. Was wir aber heute schon wissen, ist, dass es viel Zeit und Ausdauer brauchen wird, um das Ansehen deutscher Ingenieurskunst und das Image unseres Flughafens wieder herzustellen.

Trotz aller Schwierigkeiten dürfen wir den Blick für die langfristigen Effekte des neuen Flughafens aber nicht aus den Augen verlieren. Am Ende werden die Menschen im Land von ihm profitieren - die Entwicklung in Schönefeld und seinem Umfeld zeigt uns das schon heute. Große Flughäfen sind eben weit mehr als ein Umschlagplatz für Passagiere. Sie sind entscheidende Motoren wirtschaftlicher Entwicklung.

Gewerbeparks, Logistikzentren, Unternehmen, Hotels, Restaurants, Einzelhandel, Dienstleistungen, Tagungs- und Messezentren - überall auf der Welt siedeln sie sich rund um große Flughäfen an und schaffen Wohlstand und Beschäftigung. Auch im Umfeld des neuen BER wird das so sein. Die Effekte werden umso größer sein, je besser der Flughafen in der Region verankert ist. Dazu gehört eine gute Kooperation mit den Umlandgemeinden ebenso, wie ein bestmöglicher Lärmschutz für die Anwohner.

Trotz der vielen negativen Schlagzeilen über Terminverschiebungen und Pfusch am Bau ist für mich daher ganz klar: Die deutsche Hauptstadt braucht einen Flughafen, der im Wettbewerb mit anderen europäischen Großstädten wie London, Paris oder München mithalten kann. Scheitert der Flughafen, bleibt auch die Wettbewerbsfähigkeit Brandenburgs auf der Strecke. In einem Land, das fast zwei Jahrzehnte erheblich unter hoher Arbeitslosigkeit gelitten hat, in dem wir uns den Rückgang auf unter zehn Prozent gerade erst schwer erkämpft haben, dürfen wir die Zukunftsfähigkeit Brandenburgs nicht fahrlässig aufs Spiel setzen. Daher gilt es jetzt für alle, die Ärmel hochzukrempeln und hart zu arbeiten. Aus Verantwortung für unser Land.

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