Italiens Florida ist die Lombardei

Der Wahlausgang in der norditalienischen Region könnte über die Regierung in Rom entscheiden

  • Anna Maldini, Rom
  • Lesedauer: 3 Min.
In der Industrieregion Lombardei wird am 24. und 25. Februar gleich zwei Mal gewählt: Wie überall in Italien für das nationale Parlament und für die Regionalregierung.

Der letzte Regionalpräsident der norditalienischen Lombardei, Roberto Formigoni, musste vorzeitig zurücktreten: Er selbst und seine Regierung, die aus der Berlusconi-Partei Volk der Freiheit und der rechtspopulistischen Lega Nord bestand, wurden in unzählige Korruptionsskandale verstrickt, was letztlich zu ihrem Rücktritt führte. Der rechte Block setzt diesmal auf ein so genanntes Schwergewicht, den Vorsitzenden der Lega Nord und ehemaligen Arbeits- und Innenminister unter Silvio Berlusconi: Roberto Maroni.

Der 57-Jährige gilt innerhalb seiner Partei eher als »moderat«. Aber auch Maroni will eine virtuelle Loslösung vom »Rest-Italien« mit der Schaffung einer »Makro-Region des Nordens«, die zum Beispiel gegenüber Europa autonom auftreten soll. »Die Steuern des Nordens müssen im Norden bleiben«, ist seine wichtigste Wahlkampfparole.

Ihm gegenüber steht für den linken Pol der unabhängige Umberto Ambrosoli (42). Sein Vater wurde 1979 von der Mafia ermordet und er selbst, der Rechtswissenschaften studierte, widmete sich in den letzten Jahren vor allem den illegalen Verstrickungen zwischen den Banken und der organisierten Kriminalität. Ambrosoli gewann die Vorwahlen in seinem Lager mit über 54 Prozent der Stimmen und will jetzt an den großen Überraschungserfolg von Giuliano Pisapia anknüpfen, der 2011 für die Linke unerwartet zum Oberbürgermeister von Mailand gewählt wurde. Bei ihm steht die Schaffung von Arbeitsplätzen vor allem für jüngere Menschen im Vordergrund.

Maroni und Ambrosoli liegen in allen Umfragen etwa gleich auf. Da in der Lombardei keine Stichwahlen vorgesehen sind, wird entscheidend sein, auf welche Seite sich die kleineren Parteien und in erster Linie die Anhänger von Mario Monti stellen, der ein Splitting (für die eigene Partei, aber für den Kandidaten Ambrosoli als Ministerpräsidenten) zumindest nicht grundsätzlich ausschließt.

In der um die Metropole Mailand gelegenen Lombardei zu gewinnen, hat in Italien nicht nur einen symbolischen Wert. Aufgrund des abstrusen Wahlsystems ist diese Region bei den Parlamentswahlen entscheidend: Sollte die Demokratische Partei (PD) in dieser Region gewinnen, hätte sie gute Chancen in beiden Kammern des Parlaments eine komfortable Mehrheit zu erringen; sie könnte dann allein regieren. Sollte in Mailand allerdings die Rechte siegen, würde es mit aller Wahrscheinlichkeit zu einem Patt in Rom kommen und das Land wäre de facto unregierbar.

Dass Regional- und Parlamentswahlen sich gegenseitig beeinflussen werden, steht außer Zweifel. Deshalb geben sich derzeit auch alle Spitzenpolitiker in der Lombardei die Klinke in die Hand. Dazu gehören Großkundgebungen mit Berlusconi und Monti (beide stammen aus der Region), aber auch mit Pier Luigi Bersani, der auf die Unterstützung von vielen namhaften Intellektuellen wie den Literatur-Nobelpreisträger Dario Fo zählen kann.

Sein Geburtsort Mailand hat Silvio Berlusconi und der italienischen Rechten schon oft zu Macht verholfen. Er erfuhr mit Blick auf den Mailänder Dom aber auch schon großen Schmerz: Im Dezember 2009 flog ihm eine solche Miniaturfigur ins Gesicht.

Foto: dpa/Matteo Bazzi

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal