»Ein parasitäres System«

Kandidat Andrias Gukassjan protestierte durch Hungerstreik

  • Lesedauer: 2 Min.

nd: Warum sprechen Sie von Schwindelwahlen?
Gukassjan: Wahlen sind falsch, wenn die Wähler unter Druck gesetzt oder bestochen werden. In Armenien weiß jeder, dass die Republikanische Partei die Wähler massenweise besticht und dass Menschen, die in staatlichen Institutionen arbeiten, gezwungen werden, für die Republikanische Partei zu stimmen.

Können internationale Wahlbeobachter daran etwas ändern?
Die Wahlbeobachter bestätigen nach jeder Wahl, dass sie nach internationalen Standards verlaufen sei. Dadurch erkennen sie jedes Mal das Bestechungssystem an. Deswegen habe ich gefordert, eine internationale Wahlbeobachtung in Armenien nicht mehr zuzulassen. Denn sie unterminiert den Glauben der armenischen Bevölkerung an europäische Werte.

Was hat Sie zu Ihrer Aktion motiviert?
In unserem Land herrscht ein kriminelles, parasitäres Oligarchensystem. Es zerstört unsere natürlichen Ressourcen und unser menschliches Kapital. 20 Jahre lang haben die Oppositionsparteien dieses kriminelle Oligarchensystem durch ihr ineffektives Handeln gestützt. Und nun haben sich alle Oppositionsparteien sogar selbst aus dem Rennen genommen. Das bedeutet, dass unsere Bevölkerung allein dem kriminellen System gegenübersteht.

Mit welchen Methoden arbeiten Sie?
Der Hungerstreik ist ein Mittel des Protests. Wir, mein Team und ich, sind bereit, uns in diesem Kampf zu opfern. Das ist ein wichtiges Zeichen, weil die Bevölkerung enttäuscht ist von Politikern, die Menschen auf die Barrikaden schicken, ohne jemals ihr eigenes Leben zu riskieren. Unsere Methode ist, dass zuerst Politiker die Opfer bringen, und dann entscheiden die Menschen, ob sie mitmachen oder nicht.

Welche Resonanz erhalten Sie?
Es gibt Leute, die äußern sich anerkennend, aber sie sind nicht sicher, ob diese Methode wirksam ist. Andere versuchen uns zu unterstützen und machen mit. In sozialen Netzwerken gibt es auch kritische Reaktionen. Leute sagen, Hungerstreik habe keinen Sinn, in unserem Land werde sich ohnehin nie etwas ändern. Andere behaupten auch, der Hungerstreik sei gefälscht und von der Regierung organisiert. Das ist ein Teil des Informationskrieges.

War es schwierig, die Genehmigung für diesen öffentlichen Protest zu bekommen?
Nein, ich bin schließlich Präsidentschaftskandidat. Niemand kann mich aufhalten. Dies ist öffentlicher Raum.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal