Zwei Hilferufe
Roland Etzel über das 50-Millionen-Hilfspaket für den EU-Militäreinsatz in Mali
Wir müssen »unseren Beitrag dazu leisten, dass vor unserer Haustür keine Bedrohung für uns, unsere eigene Sicherheit und für unsere offene Gesellschaft entsteht«, sagte der Bundesaußenminister mit Blick auf Mali. Das war vor einer Woche, und Guido Westerwelle konnte mit dem Echo zufrieden sein. Das im Kabinett eilig geschnürte 50-Millionen-Hilfspaket für den EU-Militäreinsatz in Westafrika ging fast reibungslos durch den Bundestag. Allein die LINKE weigerte sich, beim Alarmruf »Islamisten ante portas!« eilfertig die Hacken zusammenzuknallen.
Zwar waren Malis Islamisten etwa 4000 Kilometer von »unserer Haustür« entfernt, als sie aus französischen Flugzeugen zusammengeschossen wurden, und sie sind es noch. Aber Gelb, Grün, Rot und Schwarz ist das nah genug, um militärisch gegen sie vorzugehen, und es störte die Bundestagsmehrheit auch nicht, dass die Islamisten in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren.
Es hatte einen weiteren Ruf um Hilfe für Mali gegeben. Er kam von der Hilfsorganisation CARE, weil 500 000 Menschen im Norden des Landes fast nichts mehr zu essen haben. Eine Stellungnahme der deutschen Regierung dazu war nicht zu vernehmen. Der Hilferuf ist wohl im Feldgeschrei untergegangen. Auch die UNO-Behörde für Humanitäre Angelegenheiten hatte vor einigen Wochen den Rest der Welt um 370 Millionen Dollar für Mali gebeten. Erhalten hat sie 13 Millionen - für die Hungernden im wahrsten Wortsinne ernüchternd.
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