Pest oder Cholera

Steffen Schmidt über die beabsichtigte Schließung von Asse II

  • Steffen Schmidt
  • Lesedauer: 2 Min.

Das »Versuchsendlager« Asse taugt inzwischen eigentlich nur noch als Symbol des Scheiterns der Endlagerpläne, mit denen die wechselnden Bundesregierungen die Illusion einer sicheren Entsorgung des wachsenden Bergs von Atommüll über Jahrzehnte aufrechtzuerhalten versuchten. Durch den angeblich trockenen Salzstock strömt das Wasser, viele der Behälter in dem einstigen Bergwerk lecken und neben dem vorgesehenen schwach und mittelstark strahlenden Müll ist auch einiges an stärker strahlenden Substanzen dort gelandet. Der ganze Dreck soll nun wieder dort raus und nach dichter Neuverpackung dereinst an einem wirklich sicheren Ort endgelagert werden. So weit, so gut. Doch bislang weiß keiner genau, wie viele der Müllfässer inzwischen undicht sind und wie viel Strahlung dabei frei wird. Das nun verabschiedete Asse-Gesetz schafft für die Räumung Sonderrecht. Denn dafür sollen einige Regelungen des Genehmigungsrechts und einige Strahlenschutzregelungen gelockert werden, damit die Räumung der Schachtanlage so schnell wie möglich beginnen kann.

Angesichts der in der Salzbrühe im Schacht bereits nachgewiesenen radioaktiven Spuren aus den Müllfässern mutet die Alternative Räumung oder Verschluss tatsächlich wie die Wahl zwischen Pest und Cholera an. So klar für die Anwohner der Schachtanlage ist, dass die Rückholung des Atommülls keiner Rechtfertigung bedarf, so unsicher dürfte dies für die sein, die die Fässer tatsächlich dort rausholen sollen.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -